Ruhrtriennale: Jan Martens und das Opera Ballet Vlaanderen zeichnen mit historischen Instrumenten in »Futur Proche« ein Bild der Zukunft.
Er ist, Stufe für Stufe, die Karriereleiter emporgeklettert. Leise, aber unbeirrt, mit seinem Gespür für Sujets jenseits des Mainstream, seiner ganz eigenen Signatur und großen Sensibilität. Jan Martens gelingt auf der Bühne etwas, das wenigen vergönnt ist – Wahrhaftigkeit. Nun ist der eigenwillige Belgier, vor zehn Jahren Factory Artist am Tanzhaus NRW, weit oben in der europäischen Liga der Choreografen angekommen. Ein untrügliches Zeichen: Die Uraufführung seiner zeitkritischen Produktion »Futur Proche« mit dem Opera Ballet Vlaanderen feierte er im Ehrenhof des Papstpalastes beim Festival d`Avignon 2022. Mit dieser elektrisierenden Arbeit aus feinen, rhythmischen Bewegungen.
»Futur Proche« fragt, wie wir mit den weltweiten Krisen umgehen sollen und sucht nach einem Weg, die »Nahe Zukunft« zu gestalten. Martens nutzt dafür keine Künstliche Intelligenz. Im Gegenteil: Er skizziert eine Zukunft mit den Klängen des historischen Cembalos, das man mit dem Barock verbindet. Der Tanzschöpfer entdeckte das Tasteninstrument mit Zupfmechanik während der Pandemie für sich und stieß auf zeitgenössische Kompositionen. Seine Faszination erklärt er so: »Das Repertoire des Cembalos befindet sich in einem ständigen Prozess. Dieses Konzept der Erneuerung wurde zum zentralen Thema von ‚Futur Proche’. Es handelt davon, dass wir versuchen sollten, die Gesellschaft in einer Zeit des Klimawandels und der Epidemien zu transformieren, so wie das Instrument sein Repertoire über eine lange Zeitspanne neu erfunden hat.« Es sei die Musik selbst gewesen, ihre perkussiven Klänge, die ihn zu seiner choreografischen Sprache geführt habe.
15 erwachsene Tänzer*innen des Opera Ballet Vlandeeren und zwei Kinder bilden eine innige Gemeinschaft. Sie werden von einer immer bedrohlicheren Umwelt angetrieben. Zu den Impulsen der Cembalistin Goska Isphording, die live mit blitzschnellen Fingern machtvolle Rhythmen erzeugt, macht sich die Gruppe auf die Suche nach einem Ausweg.
6. bis 8. September
Jahrhunderthalle Bochum