Das Makroscope ist die kulturelle Wundertüte Mülheims. Dort werden Maschinen klanglich zum Leben erweckt, finden musikalische Nischen ein Biotop und auch die Kunst des Kopierens ist dort zu Hause.
Ein leerer Raum, ausnahmsweise. Die Wände sind nur sparsam mit Gemälden behängt. In der Mitte des Foyers, das als Veranstaltungsraum dient, steht unverändert eine große Säule. Aber die Theke rechts ist größer, das Mülheimer Makroscope saniert worden. Zwei Jahre lang wurde hier nichts anders gemacht als Türen und Wände zu erneuern, am Brandschutz zu werkeln, Elektrik zu verlegen. Aber seit nunmehr einem Jahr steht eines der wohl ungewöhnlichsten soziokulturellen Zentren des Ruhrgebiets wieder unter Strom.
Im wahrsten Sinne des Wortes. Schließlich ist das Kunsthaus an der Friedrich-Ebert-Straße auch ein Ort für elektronische Klänge. Für Konzertformate der besonderen Art. Gegenüber dem trutzigen Rathaus von Mülheim mit seinem 60 Meter hohen, streng aufragenden Turm, wirkt das Makroscope wie ein Spielkind mit einer unbändigen Lust am Experiment. Hier werden Installationen gezeigt und finden Theaterworkshops statt, hier gibt es Performances, Lesezirkel, Ausstellungen oder Gespräche über Filme. Die Kneipenabende heißen schlicht »Offen« und genau so ist das Programm auch gemeint.
»Jeder kann, darf und soll die Räume nutzen.«
Makroscope-Geschäftsführer Felix Möser
Das Haus, das als Hotel gebaut wurde und zwischenzeitlich die NSDAP-Zentrale der Stadt beherbergte, ist heute antiautoritär, bunt, divers und vor allem demokratisch. Es gibt Ateliers, Künstlerwohnungen, Veranstaltungs- und Proberäume. Hier treibt die Künstlergruppe »RaumZeitPiraten« ihr Unwesen, die Lichtlabore und fantasievolle Installationen baut.
Vieles im Makroscope spielt sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Technik ab. Das hängt wohl auch mit seinem Gründer zusammen: Klaus Urbons hatte sich bereits in den 80er Jahren mit den künstlerischen Möglichkeiten von Fotokopierern auseinandergesetzt und schließlich ein Museum gegründet: Das »M.F.F« wurde eine der tragenden Säulen im Förderkonzept für das damals neue soziokulturelle Zentrum. Heute gibt es hier eine international einmalige Sammlung von Copy Art und Kopiergeräten zu entdecken. Mit Arbeiten etwa von David Hockney, Timm Ullrichs oder Robert Rauschenberg.
Seit ein paar Jahren arbeitet eine eigene Kuratorin, Mari Lena Rapprich, an fortlaufenden Projekten und Ausstellungskonzepten. Ziel des Museums ist es, die Kunst- und Technikgeschichte mit aktuellen Inhalten zu verknüpfen. Wer Drucker, Scanner und Kopierer im Konzert erleben möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Zumeist regional bekannte Klangkünstler reiben sich hier lustvoll am repetitiven Sound von Xerox, Canon und Océ und ergänzen ihn mit eigenen Maschinen. Hörenswerte Beispiele finden sich auf Youtube, wo das Makroscope seinen eigenen Kanal betreibt: das »M.F.F. Radio«.
Für die Tonaufnahmen gibt es sogar ein hauseigenes Makroscope-Label: Ana Ott. Unter dem Fantasienamen versammelt sich eine bunte Mischung aus Free Jazzern, Modularklangforschern und Computertüftlern. Auf Platte und Kassette wurden bisher 30 Veröffentlichungen herausgebracht. 2023 feiert das feine Label sein zehnjähriges Bestehen, hinter dem Felix Möser mit Dennis Dyck steht, der Labelgründer und -betreiber ist.
Auf einem eigenen DUBlab-Radio-Kanal lässt sich außerdem verfolgenden, was das Label an DIY-Underground und experimenteller Elektro-Musik nicht nur gut findet, sondern regelmäßig als »Ana Ott«-Musikreihe auch auf die Bühne bringt. Leider wird das »Shiny Toys«, das Festival für ungewöhnliche, selbstgebastelte Klangmaschinen, nicht wieder aufgelegt. Dafür gibt es aber die Mülheimer Zòngtage, die für experimentelle Klänge sorgen.