»Asphalt«, das Düsseldorfer Sommerfestival der Künste, ringt mit den Pandemie-bedingten Ungewissheiten – ein Ausblick aufs Programm.
Mut und Einfallsreichtum: Als im Frühjahr 2020 der erste Lockdown begann, planten Christof Seeger-Zurmühlen und Bojan Vuletić kurzerhand um. Die beiden Gründer und Leiter von »asphalt«, dem Sommerfestival der Künste, sagten ihr Programm nicht ab, sondern erfanden »Asphalt am See«. Ein intimes Open-Air-Festival am Schwanenspiegel mitten in der Düsseldorfer Innenstadt. Die Entscheidung für die Bühne auf dem Wasser war zugleich eine für kleine Produktionen mit wenigen Beteiligten und fast ohne Bühnenbild.
Das Festival hat dann bewiesen, dass diese Verwandlung alles andere als eine Notlösung war. Trotzdem kann sie kein Modell für die Zukunft sein. Für die haben Seeger-Zurmühlen und Vuletić ganz andere Vorstellungen.
Seit seiner ersten Ausgabe im Sommer 2012 hat sich das Festival ungemein weiterentwickelt. Seine beiden Leiter laden zwar immer noch an anderen Orten erfolgreiche Produktionen nach Düsseldorf ein. Aber die Schwerpunkte in ihrer Programmgestaltung verschieben sich seit einigen Jahren deutlich in Richtung eines Produktionsfestivals. »Das Ziel ist es, Asphalt zu einem internationalen Festival in Düsseldorf auszubauen, das zu einem künstlerischen Zentrum für formal und inhaltlich avancierte Arbeiten wird«, erklärt Christof Seeger-Zurmühlen mit Blick auf die kommenden Jahre.
Erste entscheidende Schritte in diese Richtung haben er und Bojan Vuletić bereits in der Vergangenheit gemacht. So gehört »Asphalt« zu den Ko-Produzenten von Florentina Holzingers »Tanz«, die 2020 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Eigentlich sollte die spektakuläre Performance schon 2020 in Düsseldorf gezeigt werden. Nun steht die Produktion erneut auf dem Spielplan. Ob sie wieder abgesagt werden muss? Fest steht: Gerade dieser Arbeit hat für Christof Seeger-Zurmühlen eine besondere Bedeutung. »Hier bündeln sich Tiefe, Schonungslosigkeit und der unbändige Wille, sich zu den Zusammenhängen unserer Zeit äußern zu wollen, zu einem Ausdruck davon, was Kunst und damit auch ein Festival wie Asphalt ausmacht.«
Gegenwärtig planen die Organisatoren an sechs verschiedenen Orten, von denen drei für Open-Air-Veranstaltungen gedacht sind. Auf der Seebühne am Schwanenspiegel und auf der gerade neu errichteten Freilichtbühne vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus sollen allerdings vor allem Lesungen und Konzerte stattfinden. Der Open-Air-Spielstätte auf dem Gustaf-Gründgens-Platz kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Hier sollen zwei vom Festival koproduzierte Konzerte ihre Uraufführungen erleben, zum einen Bojan Vuletić‘ neue Komposition »All Quiet on the War Front«. Und »Resolution« vom Trickster Orchestra. Das von der Jazzsängerin Cymin Samawatie gegründete Ensemble steht wie das Tanztheater Florentina Holzingers für zeitgenössische Strömungen in der Kunst, die lange bestehende kulturelle, gesellschaftliche und ästhetische Grenzen überwinden.
Die Open-Air-Veranstaltungen im Juli werden hoffentlich stattfinden können. Allerdings braucht das Festival für Produktionen wie »Tanz« oder »Im Process«, die neueste Arbeit des freien Kollektivs Piérre.Vers, die um den Majdanek-Prozess in Düsseldorf kreist und vom Erinnern an die Shoah wie von der Kontinuität des deutschen Antisemitismus erzählt, auch Innenräume. Ohne diese fordernden, unsere Gegenwart befragenden Werke würde dem innovativen Sommerfestival etwas Entscheidendes fehlen. Sie prägen sein Profil als Veranstaltung, die, wie Christof Seeger-Zurmühlen sagt, »die Begegnung mit den Menschen sucht und Diskussionen anstoßen will«.
Asphalt-Sommerfestival der Künste
30. Juni bis 18. Juli 2021, Düsseldorf