Wenn sich kulturelle Unterschiede nur lange genug aneinander reiben, entstehen irgendwann Funken. In seinem vor fünf Jahren erschienenen Roman »Mitsukos Restaurant« quartierte Christoph Peters ein japanisches Spezialitätenrestaurant in ein Vereinsheim am Niederrhein ein, um den Lebenskünstler Achim Wiese für die Köchin Mitsuko und all die Speisen zu entflammen, die die Japanerin auf die rustikalen Tische zaubert. In »Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln«, Peters’ neuem Roman, gilt es, nicht einfach nur ein Herz in Brand zu setzen, sondern einen japanischen Anagama-Ofen auf 900 Grad zu heizen. Doch der muss vorher noch gebaut werden, was kein Handwerk, sondern eine Kunst ist. Also reist mit Tatsuo Yamashiro ein Meister unter den Ofensetzern samt Gefolge nach Deutschland, um dem Keramiker Ernst Liesgang, der sein Metier in Japan gelernt hat, seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Schauplatz des interkulturellen Spektakels ist ein liebenswert provinzielles 740-Einwohner-Nest an der Ostsee, in dem sich auch ein Filmteam einfindet, um die Arbeit zu dokumentieren. Da bleiben Verwicklungen, Missverständnisse und Nierensteine nicht aus.
Soweit die Ausgangslage für Peters’ erneuten Drahtseilakt, zwischen deutscher Formlosigkeit und japanischem Überzeremoniell, zwischen Unsinn und Übersinnlichem, Aberglaube und Zen hin und her zu balancieren. In »Mitsukos Restaurant« war das ein Spiel mit Projektionen und Klischees, leicht, originell und sehr Appetit anregend. In »Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln« muss die feine japanische Küche nun Schnitzel und Schnaps weichen. Auf einfache Aromen setzt dabei auch Peters’ sonst so ironisch dosierte Erzählkunst. Wenig passiert in dieser Geschichte, Peters aber hetzt geradezu durch sie hindurch, und die Figuren bleiben in ihrer Überdeutlichkeit merkwürdig blass.
Christoph Peters: »Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln«; Luchterhand. München 2014, 224 Seiten, 18,99 Euro
Lesung am 12. Juni 2014 im Niederrheinischen Literaturhaus Krefeld (Gutenbergstr. 21)