»Welcome to Kansas« steht auf dem altmodischen, handbemalten Billboard, das Anja Müllers Bühnenbild zu Beginn dominiert. Unter dieser nicht unbedingt verheißungsvollen Werbetafel schlagen Dorothy und drei ihrer Freunde ihre Zeit tot. Die Situation ist vertraut, erinnert aber eher an Filme mit James Dean als an Victor Flemings berühmter Verfilmung von L. Frank Baums uramerikanischen Märchen. Das damals von Judy Garland gespielte Mädchen, das ein Wirbelsturm von Kansas in das Land Oz befördert, erweist sich in Tankred Schleinschocks Bühnenadaption als leicht gelangweilte Jugendliche, die sich nach Ablenkung sehnt.
Sehnsucht nach Heimat
Wie später in Oz ist Edda Lina Janz’ pragmatische Dorothy auch schon in Kansas die Anführerin ihrer Clique. Insofern ist es nur konsequent, dass ihre Freunde ihr dort in Gestalt der Vogelscheuche, des Blechmanns und des Löwen wieder begegnen. Nur bringt das märchenhafte Land mit seinen guten und bösen Hexen etwas in ihr hervor, was sie bis dahin nicht kannte. Plötzlich sehnt sie sich nach ihrer Heimat.
Tankred Schleinschock, der eine Reihe eingängiger Songs für seine Adaption geschrieben hat, versteht es perfekt mit simpelsten Mitteln, maximale Effekte zu erzielen. Dass das Ensemble selbst die Drehbühne betätigt, gehört dabei zum Charme dieser selbstironischen Inszenierung. So wird Dorothys Weg entlang der »yellow brick road« sofort als Reise ins Innere erkennbar. Die Jugendliche und ihre Verbündeten müssen hier nicht Sabrina Sauers flamboyante Hexe des Westens besiegen, sondern nur ihre eigenen Schwächen überwinden.
Am 18., 19. und 20. Dezember in der Stadthalle Castrop-Rauxel
https://westfaelisches-landestheater.de/
ab 6 Jahren