Anarchie und Gefühl: Im Juli 1996 flimmerte die erste Staffel von »Zimmer frei« in die deutschen Wohnzimmer. Was als Sommerpausenfüller und Bildschirmschoner konzipiert war, wurde zum Sonntagabendklassiker. Am 25. September 2016 läuft die letzte Sendung »Zimmer frei«. 20 Jahre lang haben Christine Westermann und Götz Alsmann gemeinsam die lässigste aller WDR-Sendungen moderiert. Wir hätten noch einige Fragen zum Abschied.
k.west: »Abschied ist ein scharfes Schwert« heißt es bei Roger Whittaker – hinterlässt das Ende von »Zimmer frei« eine größere Wunde oder nur einen kleinen Kratzer?
Westermann: Weder Wunde noch Kratzer, sondern Herzschmerz. Je schöner die Erinnerung, hat mal jemand gesagt, desto schwerer ist die Trennung.
Alsmann: Wer nach dieser langen Zeit beim Abschied keine Wehmut empfinden würde, hat diese Show nicht verdient.
k.west: Doppelmoderationen harmonieren angeblich nur selten. Warum hat das bei Ihnen 20 Jahre lang so gut funktioniert?
Alsmann: Das magische Wort heißt »eifersuchtsfrei«. Niemand kam dem anderen ins Gehege, jeder ließ jedem seinen Raum und seine Kompetenz.
Westermann: Wir haben keine Doppelmoderation im klassischen Sinne gemacht. Jeder von uns hatte seinen Bereich. Götz hat darauf verzichtet, oben im Zimmer Gespräche zu führen, und ich habe nicht versucht, unten vierhändig mit ihm Klavier zu spielen.
k.west: Hätten Sie sich jemals jemand anderen als Moderationspartner vorstellen können?
Alsmann: Aber nein! Und wozu auch? Wer 20 Jahre mit Christine Westermann moderiert, kann sich nicht mehr verbessern.
Westermann: Nein, niemals. Weil Götz Alsmann ein sehr besonderer Mensch ist; eine ganz eigene Klasse hat. Und obendrein mag ich ihn sehr. Warum hätte ich an einen anderen denken sollen?
k.west: Wer von den prominenten Gästen hat Sie im Lauf der Zeit am meisten beeindruckt?
Westermann: Für die vielen Namen reicht der Platz nicht aus. Es waren so viele und keineswegs die ganz großen Namen, mit denen uns die schönsten Sendungen gelungen sind.
Alsmann: Stimmt. Die Liste wäre eindeutig zu lang …
k.west: Was war das absonderlichste Abendessen, das sich ein Gast für die Sendung gewünscht hat?
Alsmann: Eine, äh, Spezialität namens »Sauerloch«, die sich der Kabarettist Wilfried Schmickler gewünscht hatte. Geschmacklich wie ästhetisch eine einzige Qual.
Westermann: Ich erinnere mich eher an jene, die sich, ohne es zu ahnen, mein Lieblingsessen gewünscht haben: Milchreis mit Zucker, Zimt oder Apfelmus. Das waren erstaunlich viele.
k.west: Falls die »Zimmer Frei«-Titelmusik »These days are old« nach dem letzten Abspann auf der Aftershow-Party gespielt werden sollte – in welcher Version? Als hedonistischer Discofox oder herbstlicher Bossa Nova?
Alsmann: Da sich der Urheber dieser Nummer, Spookey Ruben, in der internationalen Presse sehr negativ und rufschädigend darüber geäußert hat, dass wir von »Zimmer frei« ihn um seine Tantiemen »betrogen« hätten – was natürlich nicht der Fall war und ist – kann mir sein Lied in Zukunft gestohlen bleiben.
Westermann: Ich würde den Titel lieber gegen Johann Strauss tauschen. Mit Götz auf der After-Show-Party den Kaiserwalzer zu tanzen, das hätte was… von Herzschmerz. Vorausgesetzt, er kann auch linksrum.
Letzte reguläre Folge: 18. September 2016, 22:45 Uhr, Gast: Thomas Gottschalk»
Zimmer frei«-Festwochen im WDR:Abschiedsspecial: 25. September, 22:15 Uhr
Zwei Best-of-Folgen:2. und 9. Oktober um 22:45 Uhr