Langsam geht es los, mit der Festivalzeit. Ehe sie im Sommer ihre Hochsaison feiert, legt in Köln ein Event schon mal vor, das sich im Laufe zweier Dekaden längst zur festen Größe entwickelt hat: die c/o pop.
Dabei hatte ihre Geschichte eigentlich maximal unglücklich begonnen. Denn entstanden war sie auch, weil die Musikmesse Popkomm von Köln nach Berlin zog – und mit ihr zahlreiche Musiker*innen und nicht zuletzt das Magazin »Spex«. Eher aus Trotz ging 2004 die erste c/o-pop-Ausgabe an den Start – und bescherte den Verantwortlichen nach eigenen Angaben ein dickes Minus in der schmalen Festivalkasse. Indes: Norbert Oberhaus als Chef, Eike Kuhlen als Festivaldirektor und Ralph Christoph als Direktor der angeschlossenen Convention, bei der es damals wie heute um Workshops und Treffen der sich untereinander vernetzenden Szene-Akteur*innen ging, blieben dran. Sie holten mit als erste Acts wie Franz Ferdinand, Phoenix oder AnnenMayKantereit an Bord, die mittlerweile weltweit bekannt sind. Nun wird, auch dank ihrer Hartnäckigkeit, vom 26. bis 30. April der 20. Geburtstag der c/o pop gefeiert.
Mit dabei sind unter vielen anderen OG Keemo, der am 29. April im Schauspiel Köln Straßenlyrics mit Samples, Beats und Elementen aus Rap, Funk, Trap und Jazz verbindet. Popsänger Joris, der gemeinsam mit dem WDR-Funkhaus-Orchester auftritt (28. April, Großer Sendesaal im WDR-Funkhaus). Die Crucchi Gang, deren Mitglieder – allesamt deutschsprachig – eigene Songs auf Italienisch singen und Leute wie Sven Regener (Element Of Crime), Clueso, Antje Schomaker oder Matze (Von Wegen Lisbeth) in ihren Reihen hat (26. April, Satory-Säle). Die von Amy Winehouse und Nina Simone inspirierte Pantha präsentiert ihre zwischen Hip-Hop-Roots, Singer-Songwriter-Anflügen und Jazz changierende Musik im Bahnhof Ehrenfeld (27. April), der eines der Zentren der c/o pop ist. The Leftovers aus Österreich wandeln am 27. April auf den Indie-Rock-Spuren Wandas. Pogendroblem, vielleicht d i e Newcomer der deutschsprachigen Punkszene schlechthin im vergangenen Jahr, lassen am 27. April ihre Songs durchs Artheater Basement rasen. Mit Siegfried und Joy geben sich am 29. April im Urania-Theater zwei personifizierte Social-Media-Phänomene die Ehre. Die beiden betätigen sich als Pseudo-Magier und überraschen auf der Straße Menschen mit, wenn man so will, zauberhaften Guerilla-Aktionen. Bei Instagram und Co. knacken ihre Videos alle Clickrekorde. Nun sind sie derart populär, dass sogar eine eigene Tour ansteht – mit Köln als einer Station.
Soft Loft, ebenfalls am 29. April bei der c/o pop, sind ein Quintett aus der Schweiz, das bislang zwar nur eine EP mit wenigen Songs veröffentlichte. Indes: Produziert wurde die von Ginaluca Buccellati, der in der Vergangenheit wiederum bereits für den Grammy nominiert wurde und für Lana Del Rey und Arlo Parks an den Reglern saß. Hier kündigt sich also möglicherweise eines jener Konzerte dieses Festivals an, bei dem spätere Szenegrößen noch im kleinen Rahmen zu sehen sind.
Insgesamt finden während der fünf Festivaltage 105 Konzerte und Veranstaltungen an über einem Dutzend Orte Kölns statt – ein Pfund, mit dem kaum ein anderes Festival wuchern kann. Der Eintritt zu vielen davon ist sogar frei.
26. bis 30. April, verschiedene Orte in Köln