Ein »Ort der Vielfalt« ist sie schon lange. Seit 2008 sogar offiziell. Da bekam Leipzig von der Bundesregierung den Titel verliehen. Die einwohnerreichste Stadt Sachsens hat in etlichen Kultursparten Besonderes zu bieten – nicht erst seit gestern: Leipzig ist das historische Zentrum des Buchdrucks, Universitätsstandort seit 1409, Heimstatt der ersten Musikhochschule Deutschlands, die 1843 Felix Mendelssohn Bartholdy begründete.
Für Aufbruchstimmung der zeitgenössischen Szene steht die Spinnerei im Leipziger Westen. Auf dem Areal haben sich Künstler*innen und Medienschaffende angesiedelt, aber auch Galerien, Werkstätten und eine Porzellanmanufaktur. Vielleicht das Flaggschiff unter den Kunsthäusern ist das Museum der bildenden Künste. Das »Bildermuseum«, wie es die Leipziger nennen, wurde 1848 gegründet, bekam 2004 aber einen eindrucksvollen Neubau. Im April lockt hier eine Soloschau des Leipziger Malers Werner Tübke (1929-2004) sowie die Gruppenschau »Leak. Das Ende der Pipeline« mit Arbeiten von Oleksiy Radynski, Philipp Goll und Hito Steyerl. Malerei im großen Maßstab präsentiert das Panometer mit seinem Monumentalwerk »Die Kathedrale von Monet«. Yadegar Asisi lädt damit ein auf eine Reise nach Rouen zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die Kathedrale Nôtre Dame markiert den Mittelpunkt einer Inszenierung, die bevölkert wird von Vertretern des Impressionismus wie Monet und Renoir.
Wer sich für Kunsthandwerk interessiert, für den ist das Grassi Museum für Angewandte Kunst die Anlaufstelle. Mehr als 230.000 Objekte, von der Antike bis zur Gegenwart, belegen, dass Design und Gestaltung, Fotografie, Architektur und Mode so viel Wertschätzung verdienen wie Gemälde oder Skulpturen. 1874 wurde die kulturhistorische Schatzkammer, die dieses Jahr 150 wird, durch einen Verein Leipziger Bürger*innen gegründet. Noch bis Oktober läuft hier die – kostenlose – Sonderschau »Beflügelndes Fieber. Jugendstil im Grassi«.
Garant für Darbietungen auf hohem Niveau sind in der Musikstadt nicht nur die Oper und das Gewandhaus, sondern auch die Thomaskirche mit ihrem berühmten Chor und Bachs letzter Ruhestätte. Hinzu kommen Festivals: Das Programm reicht vom Wave-Gotik-Treffen (17. bis 20. Mai) über das Bachfest (7. bis 16. Juni) und das Kammermusikfestival Con Spirito (14. bis 22. September) bis zu Jazz- (19. bis 26. Oktober) und den Mendelssohn-Festtagen (28. Oktober bis 4. November). Im Juni ist das Ballettfestival »Leipzig tanzt!« in der Oper (21. bis 29. Juni) geplant.
Zwei Ereignisse ragen aus der an Geschehnissen reichen Geschichte heraus. Zum einen die Völkerschlacht, die 1813 im Zuge der Befreiungskriege tobte. Für Napoleon und seine Verbündeten (darunter das Königreich Sachsen) ein vorzeitiges Waterloo: Österreicher, Preußen, Russen und Schweden errangen den Sieg bei der bis dahin größten Schlacht der Menschheitsgeschichte. Daran erinnert das Völkerschlachtdenkmal von 1913. Historisch signifikant ist die Friedliche Revolution, die ihren Ausgang von den Montagsdemonstrationen nahm. Am 9. Oktober 1989 kulminierte der Protest gegen das DDR-Regime mit einer Kundgebung, bei der 70.000 Demonstranten gegen die Diktatur aufbegehrten. Zum 35. Jubiläum ist für den Herbst ein Lichtfest entlang des historischen Demonstrationsweges geplant. Leipzig steht also wie keine andere Stadt in der früheren DDR für den Aufbruch zur Demokratie. Damit nicht genug: Wer weiß schon, dass es hier die höchste Kabarettdichte pro Kopf gibt? Davon zeugt auch die 34. Lachmesse, die vom 20. bis 27. Oktober einen Mix aus Satire, Musik und Comedy präsentiert. Humoristischer Humus vor Ort.
Gewinnspiel »4 x Leipzig-Wochenende für zwei«