Zum ersten Mal überhaupt wird in einem Museum in Deutschland die Geschichte der elektronischen Musik mit ihren zahlreichen Querverweisen in andere Sparten der Kunst beleuchtet. Beziehungsweise mehr als das. Mitunter wird die Geschichte nämlich gar seziert und gänzlich trockengelegt im Sinne von: Nichts bleibt unerwähnt. Alles kommt an die Oberfläche. Auch die Ursuppe all dessen, was durch die Band Kraftwerk – mit den Masterminds Ralf Hütter und Florin Schneider-Esleben vorweg – schließlich auf eine nach wie vor andauernde Weltreise geschickt wurde.
Im Kunstpalast geht es ebenso um frühe Musikinstrumente aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, die auf Elektronik basierten, wie um jene Künstlichen Intelligenzen, die diesen am anderen Ende der zeitgeschichtlichen Entwicklungsskala gegenüberstehen und die heutzutage in zeitgenössischen elektronischen Klangproduktionen Verwendung finden. Und es geht um all das, was bislang dazwischenlag auf dieser Skala. Um Düsseldorf. Um Kraftwerk und deren konsequente, mitunter schon manisch erscheinende Selbstinszenierung und Musealisierung, die einst im Kling-Klang-Studio an der Mintropstraße begann. Um Karlheinz Stockhausen und seine wilden Musik- und Ton-Experimente. Um Detroit Techno. Chicago House. Hip-Hop. Um den Techno der 90er Jahre, dem Loveparades auf der Straße und mehrtägige May-Days in Riesen-Arenen gewidmet wurden. Um Rave. Und um all die modernen Subgenres, die mittlerweile rund um die elektronische Musik entstanden sind.
Geführt werden die Besucher*innen entlang eines musik- und kunsthistorischen Parcours aus Fotografien, Video- und Soundinstallationen sowie Exponaten wie etwa den berühmten Kraftwerk-Robotern. Der Düsseldorfer Fotokünstler Andreas Gursky ist mit seinem Zyklus »May Day« über die Techno-Szene oder Bilderserien über die Clubszene des Landes ebenso vertreten wie der französische Electromusiker Jean-Michel Jarre, der ein imaginäres Studio aus seiner persönlichen Sammlung von Synthesizern heraus konzipierte. Weitere Künstler*innen sowie Musiker*innen, deren Arbeiten im Kunstpalast gezeigt werden, sind Laurent Garnier, Mouse On Mars, Soundwalk Collective, Giséle Vienne oder Sasha Waltz. Kuratiert wurde »Electro. Von Kraftwerk bis Techno« von Alain Bieber als dem künstlerischen Leiter des NRW-Forums und Jean-Yves Leloup vom Musée de la musique – Philharmonie de Paris.
9. Dezember 2021 bis 15. Mai 2022; www.kunstpalast.de