// Eins, zwei, drei: Ein Gespräch unter sechs Augen, ein Dialog, ein Monolog. Thema? Das Zusammenleben von Mann und Frau – in der Gegenwart einer Auseinandersetzung, über die Vergangenheit einer Ehe und für eine gemeinsame Zukunft, die möglicherweise ein Phantasma, vielleicht auch »was Ernstes« ist, wie die auf den Mann wartende Frau lächelnd behauptet und mit dieser ihrer Gewissheit in uns schon den Zweifel nährt. Neil LaBute hat in »Der Große Krieg« seine präzisen, wortgewandten, scharf ineinander geschnittenen verbalen Gefechte und Attacken wiederum für die in Bonn engagierte Schauspielerin Birte Schrein geschrieben. Zum dritten Mal steht sie in einer seiner (Ur-)Aufführungen auf der Bühne der Werkstatt, die Gesine Kuhn mit Positionsmarkierungen versehen hat. So immerhin bieten sich feste Standpunkte, die der amerikanische Dramatiker verweigert, wenn er über erste und letzte Dinge verhandelt.
Liebe ist Politik und in den drei Miniaturen ein Schlachtfeld und Ort taktischer Manöver oder diplomatischer Krisengipfel, zu dem Paula den von ihr verlassenen, jämmerlichen Freund Jim(my) bittet, der seine feindselige Schwester Jamie zur Verstärkung mitbringt. Paula behauptet, todkrank zu sein – dies ihr Trumpf, um die Beziehung zu beenden. Aber ist es wirklich wahr? Die misstrauische, in sich brütende und drohend geduckte Jamie (Anke Zillich), die einer »Furie« gleich über die in sich gekehrte Paula herfällt und Beweise fordert, schwört Rache herauf.
Das scheidungsbereite Paar der zweiten Szene sammelt Kräfte für den finalen Schlagabtausch, betreibt Entspannungspolitik, stellt Reparationsforderungen. Es teilt die eheliche »Beute« auf, zu der auch die beiden Kinder gehören, die weder die Mutter noch der Vater wollen. Wie so oft öffnet LaBute die Büchse der Pandora und lässt mythologische Monster und Schrecknisse frei, deren perfektes Mimikry sie als unsere Zeitgenossen zeigt. Birte Schrein, zunächst die fassungslose Paula, verwandelt sich in der Folge zum weiblichen Souverän: beherrscht, überlegen, marmorkalt, provozierend, Front machend gegen den unterlegenen, defensiv aggressiven Mann (Yorck Dippe) – eine Märchenprinzessin, deren Prinz sich als Frosch erwiesen hat.
Wie in den hochkonzentrierten zwei Stunden geredet wird, während die Körpersprache ihren eigenen Kommentar liefert, wie sich im Zwischenraum der Figuren Spannung erzeugt, wie sich die Menschen nie ganz in dem erfüllen, was sie von sich geben und von sich preisgeben, ist von einfacher, aber komplexer Raffinesse und gleichermaßen dem Autor, dem Bonner Darsteller-Trio und der Regisseurin Jennifer Whigham zu danken. // AWI