Die alte Frau schiebt ihren Rollator die Marienstraße entlang auf den Eingang des Emil-Schumacher-Museums zu. Sie hat in der Hagener Innenstadt eingekauft und ist nun auf dem Weg nach Hause. »Nein«, antwortet sie auf die Frage, ob sie je in dem 2009 eröffneten Museum gewesen sei. Für Kunst habe sie sich noch nie interessiert. Und dass die Stadt für so etwas Geld ausgegeben habe, fände sie auch nicht gut. »Schauen sie sich um, wie es in Hagen aussieht, wie es mit der Stadt bergab gegangen ist in den letzten Jahren und wie viele Arbeitslose es gibt. Dafür sollten sie das Geld ausgeben, nicht für so etwas« und weist auf die lichte Glasfassade des Museums.
Dass die Kritik nicht berechtigt ist, dass ein Großteil der Summe für den Bau vom Land Nordrhein-Westfalen und von der Emil-Schumacher-Stiftung kam, dass Hagen mit dem aus Emil-Schumacher Museum und Osthaus-Museum bestehenden Museumsquartier einen Beitrag zu Erneuerung der Innenstadt leistet, interessiert die Rentnerin nicht.
Geld für Kultur auszugeben, ist vor allem in armen Städten wie Hagen ein Problem oder wird dafür gehalten: Kultur bedeutet für nicht wenige Bürger nicht mehr als das Sahnehäubchen auf der Torte, nur, dass die Torte gewissermaßen auf Diät gesetzt ist und Schmalhans Küchenmeister.
Wenn in Städten die Schlangen vor den Bürgerämtern länger, die Plätze in den Kindergärten teurer und die Grundsteuern und damit die Mieten höher werden, fällt es selbst wohlmeinenden Politikern schwer, die zumeist ohnehin schon unter Druck stehenden Kulturhaushalte von weiteren Minimierungs-Vorhaben auszunehmen. Doch sparen kann man, auch wenn es stets schmerzhaft ist, auf verschiedene Weise. Hagen, Duisburg und Wuppertal sind drei Städte, die eines gemeinsam haben: wenig Geld. Und sie sparen auch im Kulturetat. Doch ob und um wie viel die Ausgaben für Kultur gesenkt werden, wie gespart wird und ob es hinter den Kürzungen so etwas wie ein Konzept gibt, dazu wollen sich die Kommunen nicht gleichermaßen äußern. Wie sie es tun, ist bezeichnend und lässt Rückschlüsse auf die Bedeutung der Kulturpolitik bei ihnen zu. Auf Anfrage von k.west, wie sich die Kulturausgaben entwickelt haben und der Plan aussieht, mit geringeren Mitteln Qualität und Breite des Angebots zu sichern, antworteten nur Hagen und Duisburg ausführlich. Wuppertal schaffte es nicht, bis Redaktionsschluss Zahlen vorzulegen.
In Duisburg stieg der Kulturetat in den vergangenen fünf Jahren von 50,50 Millionen auf 54,48 Millionen Euro. Der Grund für das Anwachsen war die Integration vorher ausgelagerter Bereiche in die Kernverwaltung, normale Tarifsteigerungen bei den Personalkosten und ein Rückgang der Erträge. Zwei hervorragende Kulturinstitutionen besitzt Duisburg – beide stehen wirtschaftlich unter Druck. Die Deutsche Oper am Rhein, seit 60 Jahren verbunden in einer Ehe zwischen den Nachbarn Duisburg und Düsseldorf, besteht als Doppelinstitut nur noch, weil (…)
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