Die »Grand Snail Tour« hat sich warmgelaufen. Am 31. Oktober wird in Hamminkeln Station gemacht. Im November macht das wandernde Kunstprojekt mit seinem Markttrailer einen Tag lang in Hünxe-Bruckhausen Halt. »Reparieren« ist hier angesagt, dazu kooperieren die Urbanen Künste Ruhr mit dem örtlichen Repair-Café.
Zig von den Dingern liegen auf Lager im Repair-Café in Hünxe. Keiner mehr will sie haben, die alten Lautsprecher – hat doch längst die schicke Bluetooth-Box ihren Job übernommen. Da kommt Darsha Hewitt wie gerufen, denn die Klangkünstlerin ist bekannt für ihre vielschichtigen Arbeiten aus längst entsorgter Technik. Alte Fernseher und Funksender, ausgediente Plattenspieler oder Mobiltelefone – alles wird von Hewitt verbaut zu audio-kinetischen Skulpturen im Do-it-yourself-Stil. Dabei kann jeder mitbasteln, denn Workshops und Online-Tutorials gehören zum künstlerischen Konzept.
Für Hünxe-Bruckhausen hat sich die in Berlin lebende Kanadierin nun eine besondere Aktion dieser Art ausgedacht: Mit dem Repair-Café und weiteren Leuten vor Ort will Hewitt auf dem Platz vor der Kirche zum gemeinsamen Tüfteln antreten und möglichst viele Lautsprecher zu Oszillatoren umbauen. Am Ende sollen sie in einer großen Freiluft-Installation miteinander klopfen, klicken, knistern, knallen.
»Die ganze Aktion wird schon etwas Performatives haben«, bemerkt Julian Rauter, der als Kurator für Outreach die »Große Schneckentour« der Urbanen Künste Ruhr mitorganisiert. In Hünxe wie auch anderswo ist Rauter und dem Team das Zusammenspiel wichtig: Lokale Akteure – Vereine, Schulen, Jugendclubs – treffen bei der »Grand Snail Tour« auf internationale Künstler*innen, die das von Ort zu Ort variierende Thema auf eine andere Ebene heben.
In Hünxe war Rauter im Vorübergehen auf das Repair-Café gestoßen, die immerhin älteste Einrichtung dieser Art am Niederrhein. Bei einem Schnack habe man zusammengefunden, so Rauter, der sich noch über einen weiteren Beitrag der Bastler aus Bruckhausen freut. Im Rahmen der »Snail Tour« werden sie kaputte Rollatoren fit machen, um sie an das Friedensdorf in Oberhausen weiterzureichen.
Eine ideale Ergänzung zur nützlichen Arbeit des Reparatur-Teams bietet Darsha Hewitt zweifellos. Auch weil sie den Recycling-Gedanken in ihrer Kunst weiterdenkt und -dreht. So sind ihr auch in Hünxe die Lautsprecher nicht bloß Material. Hewitt möchte »Menschen zusammenbringen, um verrückte und empowernde Kunstexperimente mit Technologie zu machen«. Beim gemeinschaftlichen Zerlegen will sie nicht zuletzt neue Zugänge öffnen. Allgegenwärtige Technologien blieben vielen verschlossen, so die Künstlerin. Wer aber erkennt, was hinter dem Lautsprecher-Gehäuse passiert, wird vielleicht bald auch offen sein für die Auseinandersetzung mit komplizierteren Technologien und ihren mitunter problematischen Auswirkungen.
»Grand Snail Tour: Reparieren in Hünxe«
21. November 2024