…das fragt sich Kerstin Hardenburg in ihrem »GlücksBUCHladen« jede Woche aufs Neue. Und: liest.
Drei bis vier Exemplare schafft sie meist in einer Woche. Glücklich mache sie das schon seit ihrer Kindheit, in der sie bereits mit Vier erste Bücher las und später – »aber für mein Alter irgendwie immer viel zu früh«, wie sie sagt – ganze Regalmeter an Klassikern aus der Bücherei verschlang. Noch heute tauche sie in jeder freien Minute in ihren Lektüren ab, sogar an der Bushaltestelle. Und wenn sie sich nach sechs Arbeitstagen im Laden dann auch mal ausruhen muss? »Dann hilft am besten von morgens bis abends ein gutes Buch oder zwei«, sagt Kerstin Hardenburg, die ihre Laufbahn als Industriekauffrau begann, dann BWL studierte, erst im vergangenen Jahr noch einen Abschluss als Buchhändlerin machte, aber auch einige Zeit ein Antiquariat betrieb. Der Arbeitsalltag und ihre Freizeit, das sei in einem Herzensprojekt wie diesem »GlücksBUCHladen« wohl ohnehin kaum voneinander zu trennen: Dass das Wort »Buch« im Titel ihres Geschäfts groß geschrieben ist, ist natürlich kein Zufall. Fast jede Woche organisiert Kerstin Hardenburg Lesungen vor oder in ihrem Geschäft, auch mit Autor*innen, nicht nur mit Schauspieler*innen des Wuppertaler Ensembles. Regelmäßig begleitet sie Kulturveranstaltungen mit Büchertischen oder kooperiert mit der Wuppertaler Literatur Biennale. Und empfiehlt am liebsten natürlich das, was sie selbst gut kennt: Ein gutes Buch brauche gut gemachte Protagonist*innen, sagt Hardenburg. »So ein Commissario Brunetti ist mir da einfach zu glatt.« Und während Bestseller vor allem für den Umsatz sorgten, seien die Regale mit ihren Empfehlungen oder den Tipps ihrer drei Mitarbeiter*innen gesäumt. Jede*r von ihnen habe ein eigenes Spezialgebiet.
Kerstin Hardenburg empfiehlt:
Nora Bossong: »Reichskanzlerplatz«
In ihrem neuen Roman zeichnet Nora Bossong das intensive Porträt einer Frau, die Magda Goebbels wurde – und das ihres jungen Liebhabers Hans. Beschrieben wird die Geschichte aus der Sicht eines Ich-Erzählers, der sich seine Homosexualität selbst nicht zugesteht und, der Zeit geschuldet, auch Kompromisse eingeht. Seine Sprache ist vorsichtig, dann wieder blumig, manchmal derb und direkt. Die Charaktere sind gut beschrieben und entstehen sofort beim Lesen. Natürlich haben wir hier die dichterische Freiheit, aber die geschichtlichen Fakten sind gut recherchiert. Und so erzählt der Roman eine neue Facette aus dieser eigentlich so schrecklichen Zeit über eine Person, über deren Vorgeschichte mir nur wenig bekannt war. Und obwohl ich viele Bücher über den Nationalsozialismus gelesen habe, war dieses Buch wieder ein ganz anderer Blickwinkel auf diese Spanne unserer Geschichte.
Nora Bossong: Reichskanzlerplatz, Suhrkamp Verlag, 295 Seiten, 25 Euro
Lesungen im September:
3. September: Antje Kahnt liest aus »Paris – Das kleine Glück an der Seine«
6. September: Mirrianne Mahn liest aus »Issa«
12. September: Lesung des Bergischen Krimikartells
13. September: Jede Viertelstunde ein anderer Autor im Rahmen von
»24 Stunden Wuppertal«
18. September: Gitarrenmusik und Lieblingsbücher