TEXT: ANDREAS WILINK
Hier hilft der Originaltitel wieder mal weiter. Übersetzt heißt er: »Die Frauen aus der sechsten Etage« und meint damit auch die Klassenverhältnisse, die in Frankreich noch ausgeprägter sind als hierzulande. Pariser Großbourgeoisie im Jahr 1960 in einem der eleganten Stadthäuser an den Grands Boulevards. Dort lebt in gediegenem Luxus Maître Joubert mit seiner müßiggängerischen Gattin Suzanne (Sandrine Kiberlain); die zwei hochnäsigen Söhne besuchen das Internat. Unterm Dach hausen bohemehaft arm, aber heiter die spanischen Dienstboten in engen Kammern bei verstopftem Toiletten-Abtritt und kaltem Wasser aus dem Hahn im Flur.
Das Franco-Regime hat die Frauen für Arbeit und Asyl ins Nachbarland getrieben, wo sie sich bei schmalem Lohn verdingen – auch die junge Maria (von der Argentinierin Natalia Verbeke wie eine zweite Penélope Cruz gespielt). Sie verstärkt die Gruppe um ihre Tante Concepcion (Carmen Maura), die in den umliegenden eleganten Wohnungen Dienst verrichtet und sich schon mal übers Fenster zum Hof zu gegenseitiger Unterstützung herbeiruft. Von den Bürgern im de Gaulle-Frankreich werden die Immigranten herablassend behandelt, die sehr katholisch sind und unter sich bleiben. Als Maria bei den Jouberts anfängt, beginnt sich der prinzipienfeste, etwas bekümmert-melancholische Monsieur Jean-Louis (Fabrice Luchini) für sie zu interessieren, was zwar vorrangig persönliche, wenn nicht gar erotische Gründe hat, aber auch zu einem Perspektivwechsel bei ihm führt: Er muss sein Leben ändern. Der Mann blüht auf und beginnt, sich für die Umstände der temperamentvollen Senoras und Senoritas zu interessieren und sie zu verbessern.
Als seine Ehe kriselt, zieht er gar selbst unters Dach und fühlt sich erstmals frei. Hier nun wird Philippe Le Guays Komödie, die auch zuvor schon die soziale Frage eher beiläufig und folkloristisch behandelt, vollends zum Märchen mit Happy End für Monsieur und die alleinstehende Maria mit Sohn, die sich – nach einem Zeitsprung – in Spanien wiedersehen. Was nicht heißen soll, dass »Nur für Personal« nicht eine sehr hübsche, amüsante und herzwärmende Sache wäre. In einer deutschen Produktion dieser Art hätte vermutlich Marianne Sägebrecht eine tragende Rolle gespielt.
»Nur für Personal«; Darsteller: Fabrice Luchini, Natalia Verbeke, Sandrine Kiberlain, Carmen Maura; Frankreich 2010; 106 Min.; Start: 3. Nov. 2011.