Weihnachtsstimmung soll nicht so recht aufkommen, bei dem Medley, dass die vier Darsteller*innen zu Beginn darbieten – maximal eine Zeile singen sie von wirklich jedem Weihnachtslied, das einem so einfallen kann. So stimmt es ein auf das, was nach dem finalen Triangelschlag folgt: Der fiese Ebenezer Scrooge (Stefan Schleue) lässt auch zum Fest keine Milde walten.
Das Rheinische Landestheater Neuss spielt die deutsche Erstaufführung einer Adaption von Patrick Barlow, die dicht an Charles Dickens‘ Vorlage bleibt, aber modernisiert ist und mit mehr Humor nicht ganz so schwer. Kleine Gags, wie vegane Hackfleischpasteten, verlieren sich ein wenig in dieser reduzierten Inszenierung von Susi Weber. Auch eine wunderbare pantomimische Klanggestaltung, um durch die schier endlosen Gänge des Geschäftes bis zum Tresor vorzudringen, bleibt eine einzelne Regieidee. Dafür wird viel mit dem beweglichen Bühnenbild (Luis Graninger) gearbeitet, die Treppen werden immer wieder gegeneinander verschoben, um mal bei Scrooge zu Hause, mal in seinem Geschäft oder in seiner Vergangenheit zu sein. Die metallglänzenden Trennwände dienen als Halterung für einen Kreditvertrag oder als Geistertarnung für den im Vierer-Chor auftretenden verstorbenen Geschäftspartner Marley. In dieser Fassung müssen die drei Geister der Weihnacht angestrengt daran arbeiten, den hartherzigen Scrooge zu erweichen. Damit das gelingt, braucht es einen Trick ganz zum Schluss. Aber – und das ist vielleicht die erste gute Tat des gewandelten Ebenezer Scrooge – er bewahrt das Publikum damit vor einem weiteren Weihnachtslieder-Medley.
ab 10 Jahren, 16., 17., 23. und 26. Dezember, Schauspielhaus Neuss