Es ist ein unwahrscheinliches Maß an Harmonie, das ein Publikum bei einem Konzert von Watchhouse umfängt. Die amerikanische Band, die früher Mandoline Orange hieß, war jetzt zum ersten Mal in Köln zu erleben und hinterließ im Stadtgarten entzückte Menschen mit lächelnden Gesichtern.
Es sind viele Zutaten, die diesen Abend zu so einem ungemein stimmigen Ereignis machen: Da sind zuallererst die geradezu betörenden Gesangsharmonien von Andrew Marlin und Emily Frantz, die zu allem Überfluss auch noch ein Paar sind und in einem der schönsten Songs des Auftritts, »New Star« vom aktuellen Album »Watchhouse«, über den neuen Stern in ihrem Leben singen: ihre Tochter. Dann die Instrumentierung: Andrew Marlin wechselt vor allem zwischen zwei Mandolinen, die er in großer Perfektion und Virtuosität spielt, seine Frau steuert Gitarre und Violine bei und zwei Mitmusiker fügen sich an Kontrabass und einer zweiten Gitarre ein.
Wie ein vorsichtiger, achtsamer Tanz
Sie fügen sich im wahrsten Sinne des Wortes ein: Man sieht das an den Gesichtern aller vier Bandmitglieder, wie aufmerksam sie den Verläufen der Songs folgen, ihre Lücken finden und auffüllen, manchmal mit kurzen Soli. Toll ist auch – Achtung Nerd-Information – die Mikrofonierung: Sowohl die Gesangsmikrofone als auch zwei mit unterschiedlichen Effekten unterlegte Mikros für Saiteninstrumente an der Front sind ganz offen eingestellt, so dass die Sänger*innen und Musiker*innen je nach Abstand zu ihnen verschiedene Grade an Intensität erreichen können. So wirkt allein die Produktion der Klänge an diesem Abend wie ein vorsichtiger, achtsamer Tanz – und das Ergebnis ist wirklich überwältigend schön.
Das »Watchhouse«, nach dem das Paar ihre Band vergangenes Jahr umbenannt hat, war ein Haus auf Stelzen, ohne Strom, mitten im Nirgendwo, wo Andrew Marlin schöne Zeiten seiner Kindheit verbracht hat. Er ist dort Boot gefahren, schwimmen gegangen, war weit entfernt vom hektischen Alltag der großen Städte. Tatsächlich klingt die Musik der Band genau so, wie man sich einen Tag an dieser Hütte vorstellen könnte. Man möchte gern zurückkehren.