Tom Stromberg und Matthias von Hartz leiten beide gemeinsam das Festival »Impulse«, das erstmals unter ihrer Regie vom 21. November bis zum 2. Dezember stattfindet. Die 14. Kür der deutschsprachigen Off-Theaterszene findet in Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim statt. Stromberg, geboren 1960 in Wilhelmshaven und u. a. in Frankfurt, Leipzig, Hannover und Hamburg tätig, charakterisiert sich selbst so: »Ex-Dramaturg, Ex-Chefdramaturg, Ex-Leiter Kulturprogramm EXPO, Ex-Intendant, Aktiver Theaterproduzent-Festivalleiter-Akademieleiter und Tennisspieler. Der 1970 in Augsburg geborene von Hartz, der auch das Internationale Sommerfestival Kampnagel in Hamburg leitet, gibt folgenden Steckbrief aus: »Studium der Regie und Ökonomie in Hamburg und London; Regisseur an freien und Staatstheatern; Kurator«.
WELCHES KUNSTWERK, GLEICH WELCHEN GENRES, HAT IN IHNEN DIE STÄRKSTE EMOTION AUSGELÖST? WARUM?
TOM STROMBERG: »Die Macht der theaterlichen Torheiten« von Jan Fabre (1985). »Law of remains« von Reza Abdoh (1989). »The show must go on!« von Jérôme Bel (2000). »Isabella’s Room« von Jan Lauwers & Needcompany (2004): Kraft – Gewalt – Spielfreude. Und die immerwährende Infragestellung des Theaters und seiner Bedeutung inklusiver seiner Bedeutungslosigkeit.
MATTHIAS VON HARTZ: Bill Viola, Nantes Tryptich. Einmal das ganze Leben. Von Viola unter hemmungsloser Ausbeutung seiner gebärenden Frau und seiner sterbenden Mutter produziert.
WENN SIE VON IHRER EIGENEN INSTITUTION ABSEHEN, IN WELCHEM GEBÄUDE DER KULTUR WÜRDEN SIE GERN DIE NACHT VERBRINGEN?
TS: In Venedig ein Leben lang. MVH: In einem der wenigen wirklich interdisziplinären Ort, weil nur die wirklich leben: Institute for Contemporary Art (ICA) in London, de Balie in Amsterdam oder Vorruit in Gent.
EIN SPONSOR ÜBERLÄSST IHNEN EINE MILLION EURO. WIE VERWENDEN SIE DAS GELD?
TS: Zur Unterstützung des Theaterfestivals in Afghanistan. MVH: Ich gründe eine Stiftung. Die eröffnet ein Zentrum für Kunst und Politik, um systematische Zusammentreffen und -arbeiten zwischen Wissenschaftlern und Künstlern zu ermöglichen.
WENN SIE NICHT WÄREN, WAS SIE SIND, WER ODER WAS HÄTTEN SIE SONST SEIN MÖGEN?
TS: Sänger und Gitarrist und Pianist. MVH: So was Ähnliches in einer Gegend am Wasser mit besserem Wetter.
WAS WÄRE FÜR SIE DAS GRÖSSTE UNGLÜCK?
TS: UND MVH: Keine Freunde und Familie zu haben.
WELCHES BAUWERK IN NRW MÖGEN SIE AM LIEBSTEN?
TS: Das Mannesmannhochhaus in Düsseldorf mit seiner damaligen Lichtinstallation von Mischa Kuball (1990). MVH: Fast alle großen Bahnhöfe. Von dort aus wird es architektonisch einfach immer nur besser, egal wohin man geht.
WOMIT BEGINNEN SIE GEWÖHNLICH IHREN TAG?
TS: Die Frage ist zu intim. MVH: Mit Sport oder meinem Mailprogramm.
WAS KOMMT IHNEN IN DEN SINN, WENN SIE DAS WORT »PUBLIKUMSRENNER« HÖREN?
TS: Dieter Thomas Heck MVH: Die Angst der Intendanten vor dem Vertrauen in Qualität.
DIE AM HÄUFIGSTEN VORKOMMENDE BERUFSKRANKHEIT IN IHRER PROFESSION?
TS: Bore-out. MVH: Auskennertum.
VON WELCHEM GROSSEN MALER ODER FOTOGRAFEN HÄTTEN ODER WÜRDEN SIE SICH AM LIEBSTEN PORTRÄTIEREN LASSEN?
TS: Daniel Josefsohn. Der Beste eben. MVH: Jonathan Meese. Weil die Kombination von politischer Wut und Humor einzigartig ist.
WENN SIE DIE WAHL HÄTTEN, WÄREN SIE LIEBER FAUST ODER MEPHISTO?
TS: Mephi – der coolere eben. MVH: Faust. Ich bin ein Streber.
NENNEN SIE EIN BILD GEGEN SCHLECHTE LAUNE.
TS: BILDzeitung. MVH: Sommer. Auf dem Bodensee. Segeln.