Heute haben wir ein ernstes Thema: die versäumte Standort-Chance innovativer Wäsche-Trends. Aufgeschreckt hat uns eine Wirtschaftskampfschrift in der SZ. »Deutschlands Erfindungen, schöpferische Unternehmer, Wissenschaftler … hundert Jahre Weltspitze … heute Innovationsgeist eingeschlafen … passieren wichtige neue Trends jenseits der Grenzen … Forschungsstandort verspielt Zukunft. « WM-tauglich gesagt, einige vergessen ihren Profi was sie sind … schwach wie eine Flasche leer … was erlauben? Zu unserer Schande studierten wir den Innovations- Aufruf in einem erz-uninnovativen Pyjama, unterlegt von ebenso leichtfertig wirtschaftsschädlichen Dessous. Die Lage ist also ernst.
Nehmen wir den Fall Japan-Jahr 2005/06. Genauer, dessen Programm mit dem geschmeidigen Namen »NRW in ›Deutschland in Japan‹«. Wo noch bis April unsere Standort- Recken werbewacker in Nippon unterwegs sind mit feschen »NRW-Roadshows«. Eingedenk des »japanischen Interesses an Lifestyleprodukten « wirft sich die »NRW World of Lifestyle« ins Zeug mit bezaubernden Themen wie »Designing Business: Life Science Design – Gender Design – Success Design« und »Feminine Second Skin – Fashion Design«. Und dann schwächen zwei fürchterliche Vorfälle unsere PR-Heroen.
Erstens: Die Business-Presse daheim quiekt zur Jahreswende vor Angst. »Die Japaner kommen! Japans Edel-Ikea greift an!« Hinterhältigerweise hat just das japanische Purismus- Design-Warenhaus Miju seine erste Filiale in Deutschland eröffnet. Die größte Europas. In Düsseldorf. Wutsch, stürmen die Leute zuhauf den neuen Lifestyle-Store in der Kö-Galerie, einst fest umklammerte Euros flutschen ihnen nur so aus den Händen, geradewegs hinein in den Nikkei-Index. Zweites Verhängnis: Gerade umgarnen unsere NRW-Botschafter Japan mit aufregenden Produkten wie Germanys Top-Frottierware der NRW-Traditionsfirma Vossen. Da fuhrwerken die Streber vom Schweizer Wäsche- Hersteller Triumph mit fusseligem Innovationsgehabe dazwischen. Und präsentieren in Tokio den beheizbaren BH für Japanerinnen. Mit Polsterkissen, die mit Gel gefüllt und in Mikrowelle oder Wasserbad erwärmt werden, die integrierte Plüsch-Boa wickelt man gleich so um den Hals. Zugegeben, die Firma Triumph, bis dato eher aufgefallen durch ein ethisches Reizwäschethema – ihre Geschäfte mit Burmas berüchtigter Militärjunta, macht sich nun um den Umweltschutz verdient. Der Klimaschutz-BH passt laut Firmensprecher nämlich zur Kyoto-Kampagne »Warm Biz«, die die Japaner dazu anhält, im Büro wärmere Kleidung zu tragen, um Heizenergie zu sparen.
Hat man aber die negativen Folgen der Schweizer Kochwäsche-Zeitenwende bedacht? Das Büroklima wird sich dramatisch wandeln. So erlaubt der Heiz-BH aus puscheldickem weißen Fellflausch nicht, etwas darüber zu tragen ohne ästhetische Einbußen. Der Playboy-schneehäschenhafte Anblick der neuen Büro-Venus aber wärmt nicht nur das Herz, er könnte sensible männliche Kollegen überhitzen. Andere werden beim Schlüpfer- Schöpfer herumquengeln, für ihre BüroÜberwinterung klimakorrekte Herrenschutze zu ersinnen, mit allem Pipapo von Frostschutzmittel bis Standheizung. Auch wird ein großes Herumnörgeln sein über ständig mit BH-Gelkissen besetzte Mikrowellen und Wasserkocher in der Kaffeeküche. Kurz: Der Wärmewäsche-Paradigmenwechsel wird das Arbeitsklima vereisen.
Heiße Sache, um NRW-Terrain gutzumachen. Unsere Erfinderdüsentriebe glühen. Her mit dem neuartigen Arbeitsklimaschutz-Dessous, das NRW‘s Japan-Agenda-Themen »Life Style, Umweltschutz und Hochtechnologie« umsatzanheizend verbindet. Dazu nehmen wir den brandneuen britischen High-Tech-Schlafanzug für Kinder, der es Eltern via Internet ermöglicht, die Kleinen auch bei Abwesenheit zu umarmen. Laut Daily Mail schickt ein Winz- Computer in einem Teddy bei Aktivierung ein Signal über Internet an die Luftkammern im Pyjama, die blasen sich auf und ihr Druck simuliert eine Umarmung. Daraus basteln wir die Unterwäsche-Variante fürs Büro. Zusätzlich vernäht mit Unterhemden-Vibrationsmatten, die den Träger massieren, die Energie kommt von Akkus in hohen Schuhabsätzen (© Fraunhofer-Institut anno 2003). Jetzt noch den Prototyp soziotextiler Klimatechnologie werbewirksam erproben. Im NRW-Innovationsministerium. Statt dem Beiratskollegen im Raum nebenan mit ollen E-Mails auf den Pelz zu rücken, schickt man Streicheleinheiten an seine Wäsche. Statt mit öden SMS erweicht der Herr Forschungsfinanzsekretär die Kollegin mit dem Short Massage Service. Emotionales Tauwetter überall. Japan wird uns heiß lieben. Die Schweizer Bagatell-Patentler kriegen kalte Füße, sind auf Eis gelegt. Und Innovationswäscheminister Pinkwart liefert sich mit seinen BH-Boa-bekränzten Bürodamen heitere Körbchen-Heizkissenschlachten. //