Hier ist das tiefe Betonbett lange schon verschwunden. Schlängelnd bahnt sich die Emscher ihren Weg durch die Landschaft. Die Renaturierung sei am Oberlauf des Flüsschens schon weit fortgeschritten, bemerkt David Jablonowski: „Die Natur ist zurückgekehrt“. Auch deshalb habe er diesen Ort in Dortmund Schüren für sein Kunstwerk ausgesucht. Am 26. November wird Jablonowskis mehrteilige Skulptur namens „Public Hybrid“ dort, direkt an der Fahrradroute „Emscher-Weg“, eingeweiht. Als jüngstes in einer Reihe von Kunstwerken, die seit 2010 entlang des Flusses installiert worden sind. Mit dieser zählt man nun insgesamt zwanzig Arbeiten am Emscherkunstweg zwischen Holzwickede und Oberhausen. Fortlaufend kommen weitere hinzu.
Im Frühjahr 2021 erst waren Julius von Bismarck und Marta Dyachenko da, um im Landschaftspark Nord in Duisburg ihre Miniarchitekturen zu arrangieren – lauter naturgetreue Nachbauten von abgerissenen Gebäuden, die einst das Revier prägten. Jablonowski schaut mit seinem Werk nun noch viel weiter zurück – aber auch nach vorn. Beides kommt zusammen in seinen Skulpturen, die an Sedimente erinnern und zwei unterschiedliche Materialien vereinen: Recycelter Kunststoff trifft auf Ruhrsandstein aus dem nahen Sprockhövel. Heimisches Gestein, über 300 Millionen Jahre alt, vereint mit Zukunftstechnologien – in Gestalt von wiederverwertetem Material, das per 3D-Druck in Form gebracht wird.
Tag und Nacht musste der Roboter den Kunststoff fräsen. Die farbigen Formen dienen nun zumeist als Sockel für die urigen Gesteinsbrocken. Jablonowski gruppiert die hybriden Gebilde am Emscher-Wegesrand auf einem leicht ansteigenden Terrain von acht mal dreißig Metern. Und behält dabei immer die Emscher im Auge: Wie man diese von der Industrie geprägte Gegend in ihren vorindustriellen Zustand zurückversetzt, das findet er faszinierend.
Zwar lebt der Bildhauer seit bald 20 Jahren in Amsterdam, doch ist er 1982 in Bochum geboren und sieht sich geprägt durch die Jugend im Revier. Der seit 30 Jahren betriebenen Emscherumbau kommt für Jablonowski einer Art Gesamtkunstwerk gleich.
Mittendrin werden seine Skulpturen zur Rast bereitstehen. Vom Rad absteigen, auf Sandsteinen sitzen und dabei von einer nachhaltigeren Zukunft träumen. Im November kann man sich das schwer vorstellen, doch das nächste Frühjahr kommt bestimmt. Dann wird die Sonne auf seinen „Public Hybrid“ scheinen. Für müde Radfahrer der rechte Platz, um erneuerbare Energie zu tanken.
Anlässlich der Fertigstellung des neuen Kunstwerks »Public Hybrid« findet am Freitag, 26. November, eine feierliche Eröffnung mit einem Künstlergespräch auf dem Bauhof Dortmund-Schüren der Emschergenossenschaft statt. Anmeldung unter https://emscherkunstweg.de/event/
»Public Hybrid« ist ab 26. November, 15 Uhr, am Emscher-Weg, etwa 200 Meter nach der Kreuzung mit der Adelenstraße in Richtung Aplerbeck, öffentlich und ohne Anmeldung zugänglich.
Weitere Infos unter: www.emscherkunstweg.de