Glücklich sieht sie aus. Anushka Chkheidze schließt ihre Augen und spielt lächelnd auf dem Keyboard, während sie aus dem Mischpult daneben sphärische Klänge durch das Wohnzimmer schickt. Immer wieder schweift ihr Blick auf den See, der direkt vor dem Fenster der Monheimer Villa liegt. Und die kann so einiges aus der Vergangenheit der Kleinstadt am Rhein erzählen – und von ihrer Zukunft.
Seitdem Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann den Gewerbesteuersatz drastisch senkte, steckt die Kommune zwischen Düsseldorf und Köln einen großen Teil ihrer Überschüsse in Kultur. Die Stadt ist gesäumt von Kunst, die Jeppe Hein, Tony Cragg oder Mischa Kuball für den öffentlichen Raum geschaffen haben. Superstars wie Ronan Keating und Placebo haben sich im Sommer für Open-Air-Konzerte angekündigt. Dazu ist mit der Monheim Triennale ein Festival entstanden, das musikalische Avantgarde im Alltag der 43.000 Bürger*innen integrieren will. Mit Künstler*innen wie Anushka Chkheidze, die zur Klangkunstausstellung »The Sound« 2023 noch eine Installation für den verwaisten Garten einer Kindertagesstätte entwickelte. Und nun nach Monheim zurückgekehrt ist – in die neue Triennale-Residenz.
1958 hatte die Familie Greisbach das Haus bauen lassen. Ihre Kiesbaggerei florierte, nicht zuletzt, weil sie auch die Monheimer Raffinerie am Rhein versorgte – die Bez+Kock Architekten gerade in ein Konzerthaus verwandeln. Die Familienvilla von einst wurde frisch saniert, aber ein Teil des Mobiliars aus den Wirtschaftswunderjahren ist geblieben. Ein schwerer Sekretär steht im Flur, ein Schirmständer daneben. Bis heute verströmt das Haus das schlichte Flair der Unternehmerfamilie, von der die Stadt das Anwesen kaufte.
»Eine Monheim Triennale erstreckt sich jeweils über drei Jahre«, erklärt Kathrin Jentjens, die 2023 Co-Kuratorin des »The-Sound«-Klangkunstfestivals war. In diesem Jahr stünde »The Prequel« an, sozusagen eine »Werkstattausgabe« des Festivals 2025, bei dem »Signature-Artists« erstmals zusammentreffen, die Stadt und ihre Menschen kennenlernen, sich und ihre Musik vorstellen. Den kleinsten Rahmen dafür soll die Villa am See bieten, etwa für Hauskonzerte. Mehr Platz als für 40 Zuhörer*innen gibt es nicht. Wer hierher kommen will, muss sich anmelden. Die Arbeiten der Musiker*innen entstünden nie im luftleeren Raum, sagt Jentjens, sondern mit direktem Bezug zur Stadt. Anushka Chkheidze arbeite mit einem Laienchor aus Monheim zusammen, es gäbe Projekte mit örtlichen Schulen. Im vergangenen Jahr hatte die Niederländerin Angela de Weijer mit der örtlichen Feuerwehr eine Komposition aus zwölf Sirenen geschaffen – die Stadt sei gerade mit ihr im Gespräch, ihr »Collective Signal« zu erwerben.
In der Villa bekommen die Musiker*innen Raum und Ruhe für ihre Arbeit. Erster Gast war der New Yorker Trompeter Peter Evans, gefolgt von der Posaunistin Shannon Barnett. Für den 7. April hat sich mit Heiner Goebbels nun einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Musik- und Theaterszene angekündigt, der mit seinen Klang- und Videoinstallationen gern tradierte Rahmen sprengt. Der Raum dafür dürfte in der Villa am Wasser zwar klein sein – Grenzen kennt man in Monheim an vielen Stellen dafür aber nicht. Schon gar nicht für Experimente.
7. April, 13 Uhr: Hauskonzert mit Heiner Goebbels am Flügel
27. April, 13 Uhr: Hauskonzert mit Ingrid Laubrock