»In gewisser Weise war er wie das Land, in dem er lebte. Alles flog ihm allzu leicht zu.« So heißt es über die Figur, die – wer anders könnte es sein – Robert Redford in »The way we were« spielt. Es ist der Beginn einer Shortstory, die der von Redford verkörperte Hubbell Gardiner geschrieben hat und den Titel »Das amerikanische Lächeln« trägt. Hubbell ist der typische WASP, ein weißer angelsächsischer Protestant, born to win.
Sie heißt Katie Morosky und ist die typisch intellektuelle, politisch engagierte, auf Marx und die Weltrevolution eingeschworene Jüdin. Ideale Rolle für das »Funny Girl« Barbra Streisand, die vom Anti- zum Superstar Verwandelte wie das hässliche Entlein zum schönen Schwan. Sie singt auch den Titelsong, der neben »People« einer ihrer populärsten Evergreens wurde.
Das ungleiche Paar lernt sich in den 1930er Jahren auf dem College kennen: im Literaturseminar. Sie, die von einem Job zum nächsten saust, um sich zu finanzieren, wenn sie nicht Manifeste verfasst und Demos für Roosevelt und gegen die Nazis organisiert, wird bespöttelt von den hochnäsigen, ‚reinrassigen’ Cheerleader-Girls. Er, der blonde Sportsmann mit kreativem Talent, betrachtet sie mit abschätzend-ironischem Blick, in den sich Bewunderung mischt.
Zehn Jahre später treffen sie sich in New York zufällig wieder: er in der weißen Uniform der US-Marine, sie als Mädchen für Alles beim Radio. Noch immer liebt sie ihn. Sie werden ein Paar, heiraten, bekommen eine Tochter. Er hat Erfolg als Drehbuchautor, sie ziehen nach Kalifornien, er lässt sich von Hollywood vereinnahmen, während sie ihrer Linie treu bleibt, gerade auch in der hysterisierten Atmosphäre der McCarthy-Ära. Sie streiten, trennen sich endgültig und begegnen sich nach Jahren vor dem Plaza am Central Park noch einmal: Hubbell wieder mal mit einer Neuen am Arm, Katie an einem Stand, Flugblätter verteilend.
Sydney Pollack, Sohn russisch-jüdischer Eiwanderer, hat in 50 Jahren als Regisseur, Produzent und Schauspieler das amerikanische Kino geprägt, unter anderem mit dem Politthriller »Die drei Tage des Condor«, dem Spät-Western »Jeremiah Johnson« und der hinreißenden Geschlechter-Komödie »Tootsie«, die ebenso wie sein Remake von »Sabrina« eine Ehrenbezeugung für den galizisch-österreichischen Emigranten Billy Wilder darstellt.
In dem 1973 gedrehten Melodram sind Liebe und Gesellschaft, das Private und das Politische auf eine Weise ineinander verwoben, die Hollywood gewissermaßen erfunden hat, das, sogar wenn es die Systemfrage stellt, niemals zum Systembruch herausfordert. So wenig wie es die Repräsentanten des liberal-demokratischen, kritischen, großzügigen Geistes von Amerika wie Streisand, Redford und Pollack tun. Die selbsterschaffenen Mythen sind immer stärker.
In »The way we were« deutet sich bereits die Konstellation an, die zwölf Jahre später in »Jenseits von Afrika« als dessen Kristallisationspunkt wiederkehrt, darin die Frau Karen Blixen (gespielt von Meryl Streep) und der Mann Denys Finch Hatton (wiederum Redford) heißt. Auch in der mit sieben Oscars ausgezeichneten Adaption von Blixens autobiografischem Abschiedsbuch treffen – wie Katie und Hubbell – zwei große Autonome aufeinander, die sich gesucht haben, aber verlieren, weil ihr Konzept von Leben nicht miteinander vereinbar ist: hier die Dauer und Beständigkeit einfordernde, sensitive, krisenanfällige Künstlernatur, dort der Freiheit liebende Abenteurer und Überflieger.
Das Grundgefühl Wehmut erfasst beide in den von Pollock ungemein elegant, diskret und vornehm inszenierten Geschichten, die uns auch deshalb so sehr berühren, weil es Erzählungen sind, bei denen, löst man die glamouröse Deckschicht ab, der Lack keineswegs ab ist. Darunter liegt als Tiefenstruktur eine helle, schwarzgesäumte emotionale Wahrheit.