Seit Oktober hat Linda Walther den Direktorenposten im Josef Albers Museum übernommen. Ein Gespräch über erste Pläne, Eindrücke und Annäherungen.
kultur.west: Frau Walther, Sie haben‘s gut. Pünktlich zu ihrem Start als neue Direktorin im Museum Quadrat ist der Erweiterungsbau fertig geworden. Wie gefällt er Ihnen und wie wollen Sie ihn nutzen?
WALTHER: Mir gefällt, dass der neue Bau sich so gut anfügt. Wir haben ja die Bestandsbauten aus den 70er und 80er Jahren von Bernhard Küppers hier im Stadtgarten. Und der Neubau von Annette Gigon nimmt wesentliche Elemente auf, hat aber auch ganz eigene Qualitäten. Besonders schön ist natürlich das Tageslicht von oben. Mir gefallen auch die Proportionen der acht Ausstellungsräume, die eine sehr gute Größe haben, um damit zu arbeiten. Hier wollen wir künftig Wechselausstellungen zeigen, und im Altbau wird erstmals permanent Josef Albers zu sehen sein – immerhin besitzen wir die weltweit größte Sammlung seiner Werke, die nun dauerhaft zur Geltung kommen kann und soll.
kultur.west: Was verbindet Sie persönlich mit dieser Sammlung mit dem Museum, mit Bottrop?
WALTHER: Ich komme aus dem Ruhrgebiet und habe in Bochum und in Düsseldorf studiert. Josef Albers und das Museum hier waren wichtige Anlaufpunkte für mich. Fasziniert hat mich Albers immer, weil er so konstant sein Werk weiterentwickelt hat und dabei unfassbar einflussreich war. Aber mehr zu tun hatte ich zuletzt eigentlich mit Anni Albers. In der Zeit, als ich mein Volontariat an der Kunstsammlung NRW gemacht habe, wurde dort eine große Ausstellung zu der Künstlerin vorbereitet – bei der ich mitwirken durfte. Das war für mich auch ein Augenöffner. In der aktuellen Ausstellung hier spielt Anni Albers eigentlich keine große Rolle. Aber sicher wird es in Zukunft immer wieder auch um sie als Künstlerin gehen.
kultur.west: Ihr Vorgänger, Heinz Liesbrock, hat das Haus fast 20 Jahre lang geleitet. Gibt es Dinge, die Sie an seiner Arbeit ganz besonders schätzen und auf jeden Fall weiterführen wollen?
WALTHER: Es ist ihm gelungen, hier sehr qualitätvolle Ausstellungen zu zeigen, und er hat das Haus mit einem klaren Profil entwickelt: Im Herzen stand immer die Beschäftigung mit Josef Albers und seinem Werk. Davon ausgehend hat Liesbrock viele Künstler mit Ausstellungen ins Haus geholt und in Beziehung zu Albers gesetzt. Diese Tradition möchte ich weiter pflegen. Der Neubau gibt uns aber zukünftig auch die Freiheit, weiterzugehen und Neues zu probieren, etwas im Hinblick auf künstlerische Medien.
kultur.west: Sie sind ja erst wenige Wochen im Amt. Wo möchten Sie neue Akzente setzen?
WALTHER: Ich fange gerade erst an, das Programm für die nächsten Monate und Jahre zu konzipieren. Ich lerne die Sammlungen, die Räumlichkeiten und das Team kennen. Eine konzentrierte Auseinandersetzung mit der eigenen Sammlung steht für mich erst einmal im Vordergrund. In Bezug zu Wechselausstellungen kann ich aber schon sagen, dass der Anbau mir natürlich ein viel größeres Feld öffnet. Neue Freiheiten, neue Flexibilität, Raum für Neues. Diese Möglichkeiten möchte ich nutzen, um weitere Varianten zu wagen.