Damals, vor 22 Jahren, kam zum ersten Mal die Idee eines Festivals auf, das auch rund um den Literaturbetrieb herum Veranstaltungen bietet. Noch heute reicht die Lit.Cologne von Lesungen und Gesprächen wie diesmal mit der Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa, mit Bestsellerautor*innen wie Julian Barnes, Ian McEwan oder Charlotte Link bis hin zu Diskussionen, Partys und Panels.
Dabei beherzigen die Organisator*innen auch, was Jean Paul einmal schrieb: »Das Spiel ist die erste Poesie des Menschen. Essen und Trinken sind seine Prosa.« So wird im diesjährigen Programm auch an den Gaumen gedacht: Am 5. März diskutieren etwa die Köche Marco Müller und Heinz Reitbauer, wie man die Sterneküche nachhaltig gestalten kann. Der einstige Viva-Moderator und Podcaster Nilz Bokelberg lädt ein zu einem Streifzug durch Köln, auf dem er seine Lieblingsorte zeigen will. Und natürlich gibt es literarisch einiges zu entdecken: Sven Regener, Frontmann der Band »Element of Crime« und Autor von Büchern wie »Herr Lehmann«, hat sich mit Andreas Dorau (»Fred vom Jupiter«) zusammengesetzt, um die Lebensgeschichte der Neue-Deutsche-Welle-Ikone aufzuschreiben. Dabei tanzen beide auf dem dünnen Seil zwischen banaler Blödelei und genialer Dada-Hochkultur. Büchner-Preisträgerin Emine Sevgi Özdamar spricht über Liebe und Leid beim Schreiben. Nina Kunzendorf, Rufus Beck und Bärbel Schäfer diskutieren am 5. März über das Kinderkriegen. Marius Müller-Westernhagen ist in Köln zu Gast, genauso wie gleich mehrfach Mithu Sanyal, die (auch) über das Werk Emily Brontës nachdenkt (beides am 9. März).
Bret Easton Ellis in der Kulturkirche
Zudem hat sich Besuch aus Übersee angekündigt: Bret Easton Ellis, bekannt geworden mit dem Roman »American Psycho«, hat nach 13 Jahren einen neuen Roman verfasst, mit dem er am 9. März nach Köln in die Kulturkirche kommt. »The Shards« erzählt die Geschichte von Bret, der 1981 mit einer Clique wohlsituierter Jugendlicher in Los Angeles aufwächst, ignoriert und verachtet von den Erwachsenen, die ihnen lediglich ihre unlimitierten Kreditkarten und ein Erbe der Bedeutungslosigkeit überlassen. »The Shards« zeichnet nicht nur das Bild einer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft und einer verlorenen Jugend, sondern seziert mit großer Freude das amerikanische Gesellschaftssystem.
Auch aktuelle Fragen und Probleme werden diskutiert: Die Eröffnungsveranstaltung widmet sich unter dem Motto »Frau, Leben, Freiheit« den Protesten der Menschen und insbesondere Frauen im Iran. Die Politikwissenschaftlerin Azadeh Zamirirad und die Journalistinnen Isabel Schayani und Ferdos Forudastan sprechen mit dem Schriftsteller Navid Kermani über die Kraft der Widerstandsbewegung, die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und die Rolle der iranischen Diaspora.
Neben der lit.kid für Kinder und Jugendliche gibt es außerdem ein neues Format: Am 4. März findet im Stadtgarten die lit.Pop statt. Es finden Panels, Talks und Performances zur Popkultur, zu Themen wie Gender, Sex, Feminismus und Politik statt. Von einer heutigen Bedeutung von Männlichkeit über die Interpretation von Hip-Hop-Texten bis hin zur abendlichen queerpositiven »Chin Chin«-Party.
1. bis 11. März an verschiedenen Orten in Köln