Dubai und Las Vegas haben es vorgemacht, jetzt ist Oberhausen am Zuge. Die Aufgabe klingt einfach: ausholen, schlagen. Und dann gucken, was der Ball macht. Bei der Einstellung »Virtual Courses« begibt er sich auf eine Reise über einen der bekanntesten Golfplätze der Welt. Bei »Angry Birds« schießt er Schweine ab. Golferische Vorkenntnisse, so der Schweizer Betreiber greenreb, seien dafür nicht erforderlich.
Topgolf heißt die Eventlocation, die auf einem ehemaligen Stahlwerksgelände in der Nähe des Einkaufscentrums Centro auf 40.000 Quadratmetern Fläche eine Mischung aus »Spiel, Technologie und Gastronomie« verspricht. Vom Golfen ist praktisch nur der Schlag übriggeblieben. Gespielt wird aus auf riesige Löcher, gesäumt von einer 52 Meter hoch aufragenden Konstruktion aus Fangnetzen.
An rund 80 Standorten weltweit wird so etwas bereits erfolgreich praktiziert. Seit Januar ist die Oberhausener Anlage nicht nur die größte ihrer Art außerhalb der USA, sondern auch die erste in Festland-Europa und damit für den Schweizer Investor ein Prüfstein für die weiteren Chancen in der EU. Nur eines der sportlichen Großprojekte, die derzeit in NRW an den Start gehen und mit Superlativen um sich werfen. Zwei andere Vorhaben buhlen um die Surfenden im Land. Die größte Anlage ‒ und das weltweit ‒ soll im bislang eher unauffälligen Werne entstehen.
Hört man den Erläuterungen von Michael Detering zu, dem Kopf hinter dem Projekt, drängt sich der Standort im Nordosten des Ruhrgebiets förmlich auf: Eine ehemalige Bergbaufläche, lange ungenutzt, hinreichend saniert, angeschlossen an die Lippe mit Potenzial auch zur Gewinnung von Wasserkraft ‒ in Werne will der Ingenieur vollenden, was bei einem früheren Projekt in Wales aus seiner Sicht unzulänglich blieb.
Surfen und Forschen
Und Detering möchte sogar noch eins draufsetzen, indem er dem Bretterspaß einen wissenschaftlichen Überbau verpasst. Wird nicht gesurft, soll in Werne geforscht werden mit Wellen so hoch, dass kein Surfer, der noch ganz bei Trost ist, sich hinaufbegeben würde. Stadt und regionale Touristiker geben sich beglückt; 2024 sollen die ersten Teile in Betrieb gehen.
Die Konkurrenz ist indes nur rund einhundert Kilometer weiter westlich am Werk. Der Immobilienentwickler Elakari plant im Krefelder Norden etwas Vergleichbares. Doch hier ist die Unterstützung derzeit deutlich weniger breit aufgestellt. Die Nachbargemeinde Moers fürchtet hohe Belastungen ohne eigenen Gewinn, die ökologische Bilanz steht in der Kritik, und die Gefährdung der angrenzenden Natur rief Bürgerinitiativen auf den Plan. Eine Entscheidung über den Fortgang wurde daher auf Anfang 2023 vertagt.
In einigen Punkten aber ähneln sich alle drei Projekte: Die Technik hat hier das Sagen. Ohne Computer geht nichts. Jeder einzelne Ball ist bei Topgolf gechipt und kein einziger verlässt den Abschlag, ohne dass die Elektronik seine Bahn verfolgt. Die perfekte Welle ist ein Rechenspiel, und die Werner »Surfwrld« (ohne o) gleicht gänzlich einem Labor mit angeschlossener Fitnessabteilung.
Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Es geht um millionenschwere Investitionen. 50 Millionen sollen für die Golfhalle geflossen sein. Die Surfbecken gibt es wohl etwas günstiger. Während so manches Schwimmbad mit Blick auf die Betriebskosten gern am Thermostat drehen würde, scheinen Großprojekte ungeahnte Kräfte freizusetzen.