Es muss nicht immer ein Flughafen sein. Oder eine morastige Wiese. Manchmal lässt sich ein Musikfestival auch auf einer Galopprennbahn hochziehen. Wie im Grafenberger Wald in Düsseldorf, wo seit 14 Jahren das Open Source Festival stattfndet. Vorteil der mondänen Kulisse: die direkte Nähe zur Stadt, Waldesgrün und vorhandene Zuschauertribünen, inklusive astreinem Sonnenuntergang hinter der Hauptbühne.
Wo sonst Pferde vorbeigaloppieren, lauscht das Publikum zwei Tage lang Diskurs und Indiemusik. Am Vorabend des eigentlichen Festivals fndet vor Ort der OSFC Congress statt, einen Tag später wird gefeiert. Zum Line-Up gehören Künstler, die sonst nicht ständig von Festival zu Festival jetten. SOHN, der eigentlich Christopher Taylor heißt, kommt mit kalifornischer Lässigkeit und komplexen Klanglandschafen aus Electronic und Post-Dubstep.
Der Schweizer Faber zeigt als zweiter Headliner deutlich, dass das Open Source Festival sehr viel Platz für ganz unterschiedliche Stile bietet. Der Singer-Songwriter hat bisher zwar nur ein Album veröffentlicht, dafür aber eine Menge Fans. Und wer einen Posaunisten in seiner Band hat wie Faber, macht sowieso sehr vieles richtig. Ebenso stil-divers ist Rizan Said, der in Syrien hunderte von Platten produziert und Soundtracks komponiert hat. Seit seinem Debüt »Te King of Keyboard« sorgt er mit Dabke-Dance-Sound, der auf einem orientalischen Folkloretanz basiert, für durchtanzte Nächte. Für das Projekt Toresch ist das Festival ein Heimspiel – Viktoria Wehrmeister, Jan Wagner und Detlef Weinrich (Kreidler, Toulouse Low Trax) wollen die Erinnerung an den legendären Düsseldorfer Club »Salon des Amateurs« befeuern.
Einen Abend vorher gibt es beim OSFC Congress statt Musik Diskussionen und Diskurs. Dreißig Speaker, darunter die Autorin Sophie Passmann, Ji Lee (Creative Director bei Facebook), Milena Glimbovski (Geschäfsführerin Original Unverpackt) und das multidisziplinäre Kollektiv Assemble sprechen über Temen wie New Work, Digital Transformation, Communities und Urban Development.
Wie ist man eigentlich kreativ, und welchen Fragen müssen wir uns stellen, um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten? Nicht als Frontalunterricht, sondern in offenen Panels, Stuhlkreisen oder zu zweit auf dem Talk-Sofa. Schließlich ist man auf einem Festival. Moderatorin Anja Backhaus hat es im letzten Jahr treffend formuliert: »Heute tanzt der Kopf, morgen tanzen die Beine!«
12. + 13. JULI 2019