Da rollen sie. Da springen sie. Da landen sie. Oder fallen sie. Wird eine neue Choreografie von Mette Ingvartsen angekündigt, weiß man nie, was kommt. Kaum jemand in der westeuropäischen Szene des zeitgenössischen Tanzes ist so erfindungsfreudig wie die Dänin, die vor 20 Jahren in Brüssel studiert hat. Was Choreografie überhaupt sein kann und das Präsentieren auf einer Bühne, hat sie seit 2002 in etlichen Werken ausgelotet, denen nie eine Prise Humor fehlt.
In den vergangenen Jahren sah man bei ihr die Einbeziehung des Publikums, oder sie ließ alte japanische Damen aus Düsseldorf in einer Ausstellung ihre Auswanderungsgeschichten erzählen, während sie zu ihren aufgenommenen Stimmen vergängliche Muster zeichneten.
Nun also schwirren zwölf Skater und Skaterinnen (manchmal mehr) auf einer Bühne umher, ziehen unsichtbare Linien, Schlaufen auf ihren Wegen zwischen Rampen, Stufen, Minigeländern. Dahinter ein Zaun. Mit dabei: Musik, Gesang. Überhaupt scheint die Verbundenheit der so unterschiedlichen Performerinnen und Performer auf den Rollbrettern das eigentliche Thema zu sein. Nicht Wettbewerb, nicht virtuose Leistungsschau, sondern: Machen, was man kann. Da kommen auch mal HipHop-Tanz, Krumping, Clowning, Voguing, Rollschuhe vor. Machen, was man gerade so kann und was auch mal schiefgehen kann. Das Risiko des Rollens kennen sie alle – und den Spaß am freihändigen Gleiten und am Üben der Flips und anderer Tricks. Das Meistern der Balance und der Fliehkräfte, des Wechsels zwischen Halten und Lösen verschwistert die Skaterinnen und Skater mit den Profis vom Tanz.
Die Choreografie lässt es nach Spiel aussehen, nach einfach gemeinsam verbrachter Zeit. Sie wird strukturiert mit dynamischen Momenten, langsamen Anläufen, Beschleunigungen, Ruhezonen, Einzelläufen, Duetten. Beiläufig und spontan zu wirken, das ist die Kunst dabei. »Skatepark« ist ein Plädoyer für eine offene Gemeinschaft ohne Häme.
»Skaterpark« von Mette Ingvartsen
Deutsche Erstaufführung: 12., 13., 18. bis 20. August
Jahrhunderthalle, Bochum