LIEBESTODE
Murakamis »Naokos Lächeln« von Tran Anh Hung
Es ist schwer, 18 Jahre jung zu sein. Noch schwerer, älter zu werden. Schön wäre, sagt Naoko, immer nur zwischen 18 und 19 rauf und wieder runter wechseln zu können. Nur der Tod kann diesen Moment fixieren. Kikuzi bringt sich um. Eben noch haben sie zu dritt, Kikuzi, sein bester Freund Toru und seine engste Vertraute Naoko, zusammen die Tage genossen, geschwommen, sich beim Fechten und Billard gemessen, sind über Wiesen gelaufen und haben sich vor rosa Flamingos versammelt, da steigt der junge Mann in eine Limousine, befestigt einen Schlauch im Seitenfenster und leitet Abgase ins Innere.
Für die beiden Überlebenden wird das Ereignis zur bestimmenden Erfahrung, die gleichfalls den Todeskeim legt oder aber die Wendung zum Leben nimmt. Toru und Naoko (Kenichi Matsuyama, Rinko Kikuchi) verlassen ihre bisherige Umgebung. Eine Zeit später treffen sie sich zufällig in Tokio wieder. Viel reden sie nicht, und wenn, dann bei Wanderungen in der Natur, wobei sie sich nicht ins Gesicht sehen, sondern hintereinander gehend und wie getrieben und atemlos ins Blaue hinein sprechen.
Als Toru mit Naoko an ihrem 20. Geburtstag schlafen will, funktioniert der Sex nicht. Auch damals mit Kikuzi sei es ihr physisch nicht geglückt. Naoko zieht sich in ein Sanatorium zurück. Sie bezweifelt ihre Empfindungsfähigkeit, beschämt über ihre Anomalie. Es sind die später sechziger Jahre. Während die Jugend auf die Barrikaden geht und an den Universitäten rote Fahnen wehen, bricht hier eine andere Revolte aus, in der Liebe, Nähe und Vertrauen mit Lust, Begehren und körperlicher Befriedigung aneinander geraten.
Bei einem Studienkollegen sieht Toru, dass Eros Spiel, Zeitvertreib und frei von Konsequenz sein kann. Aber nicht für ihn und seine moralische Haltung. Auch als er die kapriziöse Midori (Kiko Mizuhara) trifft, die selbst nicht ohne Beschädigung ist und widersprüchliche Signale aussendet, kann er noch nicht von Naoko lassen, die sich zusehends isoliert.
Den sublimen Erzählstoff nach Haruki Murakamis erotischem Entwicklungsroman überträgt Tranh Anh Hung in einen feinnervigen, großartig besetzten Film, dessen schmerzensschön sinnlicher Bildzauber – bei Regen, im Schnee oder in Sommerfarben, ob meditativ ruhig oder Schwindel erregend – ein Lebensleuchten aussendet, das die Verzweiflung über die Kapitulation vor dem Gefühl umso mehr spürbar macht.
»Naokos Lächeln«; Regie: Tran Anh Hung; Darsteller: Kenichi Matsuyama, Rinko Kikuchi, Kiko Mizuhara, Kengo Kora; Japan 2010; 133 Min.; Start: 30. Juni 2011.
DAS KANINCHEN BIN ICH
»Herzensbrecher – Les amours imaginaires« von Xavier Dolan
Bei Werner Schroeter ging das zusammen: Callas und Valente. Wo ihre Sonne schien, war das Land der Liebe verbrannte Erde. Das Sehnsuchtsband wirkte immer stärker als die Fesseln der Konvention. Xavier Dolan ist sein aufsässiger Schüler: »Parsifal«-Vorspiel, Bachs Cello-Suiten und Dalidas Todessong »Bang Bang« begleiten »Les amours imaginaires«, den zweiten Film des frankokanadischen Wunder-Jünglings, 2010 in Cannes uraufgeführt und von Le Monde zum Pop-Juwel erklärt. Also noch ein Hymnus auf Dolan, der auch hier schon (K.WEST, Feb. 2011) für sein Debüt »I killed my Mother« angestimmt wurde. Noch hinreißend eleganter, exquisiter und vom eigenen Talent verwöhnter.
Eine ménage à trois: Francis (Dolan) und Mary (Monia Chokri) sind die besten Freunde. Sie begegnen Nico und werden erfahren, dass nicht jeder Engel gut ist. Blond gelockt, traumschön und gehätschelt, taugt Nico (Niels Schneider) zum Idol: Projektionsfläche für alle Bilder des Begehrens. Marie und Francis – obwohl beide zauberhaft, kultiviert, flirrend, vertraut mit kulturellen Codes und daheim in der Melancholie einer überzüchteten nature morte – sind ihm gegenüber die Werbenden und als Liebende schwach. Einmal liegt Francis im Wald – Aug’ in Auge mit einem weißen Kaninchen, in dessen verängstigtem Wesen er sich selbst sieht.
Dolan, der unglaubliche Romantiker, Erotiker und Eklektiker des Kinos, setzt alles in Bewegung, um den emotionalen Aufruhr zu gestalten. Farbfilter, Reißschwenks, Zeitlupe, ausschweifende Großaufnahmen, Überblendungs-technik, bei der Nico für Marie zum Michelangelo-David und für Francis zur gezeichneten Cocteau-Phantasie wird, und das stilisierte Spiel mit Zita-ten: plötzlich eine Einstellung wie von Derek Jarman, die der wiederum von Caravaggio geliehen hat. Zwischendurch schneidet Dolan in die Erzählungen von vier jungen Leuten, deren chaotische Gefühlshaushalte »das Konzept« Liebe und die Situation der Hauptfiguren reflektieren. Man gleitet durch Boutiquen, Bars, Buchhandlungen, Betten. Und spürt doch einen traurigen Ernst, erkennt die schmerzende Erfahrung des Wartens, Sehnens, Leidens, Zweifelns, Hassens. Am Ende sind Marie und Francis Liebesversehrte. Die Komödie der Herzen aber beginnt aufs Neue. Nach diesem glamourösen Film-Essay möchte man wieder jung sein – und hätte doch gewaltige Angst davor.
»Herzensbrecher – les amours imaginaires«; Buch & Regie: Xavier Dolan; Darsteller: X. Dolan, Monia Chokri, Niels Schneider; Kanada 2010; 95 Min.; Start: 7. Juli 2011.
MASS FÜR MASS
»Alles koscher!« von Josh Appignanesi
Was könnte einem freigeistigen Muslim wie Mahmud Nasir Schlimmeres passieren, als feststellen zu müssen, entweder Schiit oder schwul zu sein? Es gibt noch eine Steigerung. Nach dem Tod seiner Mutter findet er die eigene Geburtsurkunde, liest, dass er adoptiert wurde, und erfährt auf dem Amt seine wahre Identität. Mahmud Nasir hieß ursprünglich Solly Shimshillewitz – eindeutig jüdisch. Nun, die mosaische Abkunft wäre zu verkraften und zu vertuschen, würde nicht sein Sohn Rashid die Absicht haben, die strenggläubig erzogene Uzma zu heiraten, deren Stiefvater der fanatische Hassprediger und islamische »Stalin« Al-Masri ist, der seinen Schwiegersohn in spe nebst Familie zunächst auf ihre buchstäbliche Koran-Treue und Abstammung prüfen will.
»Alles koscher!« ist die britische Antwort auf Dani Levys »Alles auf Zucker« – nur besser, viel böser, viel komischer, mit irren Einfällen, perfekt konstruierten Situationen, genialen Dialogen, vor denen selbst Billy Wilder, Woody Allen und Mel Brooks den Hut ziehen würden, und mit einem grandiosen Hauptdarsteller, dem Stand-up-Comedian Omid Djalili, inmitten eines ebenbürtigen Ensembles.
Es werden die tollsten Haken geschlagen und Gags gezündet, aber auch ganz raffiniert – beiläufig, subtil, sarkastisch – kommentierende Stinkbomben geworfen. Wie Mahmud, der komische Hiob, zunächst mit einem jüdisch-amerikanischen Taxifahrer aneinander gerät, der dann sein Freund und Lehr-meister im Jüdisch-Sein wird; wie er plötzlich in jedem Wort das Echo »Jew« hört, wie er sich in KZ-Häftlingskleidung imaginiert, seine Mimik, Gestik und Klangfarbe dem Klischee anpasst; wie dazu der Soundtrack heimlich klezmert oder einige Takte der Hatikwa einschmuggelt; wie er bei einer Bar-Mizwa einen Schtetl-Witz improvisiert, wie er sich mit Anatevka, Auschwitz und Philip Roth beschäftigt – alles nur, um seinem leiblichen Vater im Altersheim gegenübertreten zu können, bevor es zu spät ist. Es kommt, wie es kommen muss: Mahmud, kurzzeitig als Antisemit verdächtig, outet sich vor Al-Masri, den religiösen Kontrahenten und vor den Kameras des Fernsehens. Womit es erst mal aus ist für Rashid und Uzma. Aber Mahmud hat da noch den Song eines früheren, dann verschwundenen Popstars im Ohr und erinnert sich an dessen nervöses Augenzwinkern, was ihm bei der Entlarvung eines falschen Propheten und Tartuffe hilft. Vorurteile und Stereotype des Jüdischen und Muslimischen werden hemmungslos dem Spott preisgegeben und durch die Mangel gedreht, um die Geschichte schließlich mit aufklärerischem Impuls in die (nicht zu lange rührselig bleibende) Harmonie zu führen.
»Alles koscher!«; Regie: Josh Appignanesi; Darsteller: Omid Djalili, Richard Schiff, Archie Panjabi, Amit Shah, Matt Lucas; GB 2010; 105 Min.; Start: 30. Juni 2011.
EIN MANN, DREI FRAUEN UND EIN BABY
»Belgrad Radio Taxi« von Srdjan Koljevic
Belgrad sei eine Stadt, die im Lauf der Zeit mehr als 40 Mal zerstört worden sei, sagt Gavrilo einmal, der Flüchtling aus Bosnien, der sich als Taxifahrer in der Metropole Serbiens durchschlägt. Der Krieg des ehemaligen Vielvölkerstaates ist nicht Thema dieser traurigen, gleichwohl hoffnungsfrohen Komödie, aber wohl deren Ur- und Hintergrund, aus dem das Fühlen und Handeln der Menschen erwächst. Manchmal näher bezeichnet und linear erklärbar, manchmal sozusagen eher klimatisch bedingt.
Während das titelgebende Radio dudelt und seine letzten Tage mit dem Abspielen von Oldies zählt, bevor der Sender aus dem Äther verschwindet, führt ein Baby einen Mann und drei Frauen zusammen. Das Kleinkind bleibt im Taxi, als die Mutter, Jasmina (Nada Sargin), im Stau auf einer Brücke überhastet und ganz außer sich aussteigt und sich vom Geländer in den Fluss stürzt. Zwei Frauen haben den Vorfall beobachtet, die Lehrerin Anica (Anica Dobra) und die Apothekerin Biljana (Branka Katic). Gavrilo (Nebojsa Glogovac) kümmert sich – bärbeißig und widerwillig zwar, aber letztlich fürsorglich und großherzig – um das Findelkind, forscht nach der Mutter und findet diese schließlich im Krankenhaus als Komapatientin, die sich nur mühsam wieder erholt und lernen muss, das Leben oder auch nur eine Zigarette zu genießen. Derweil kreuzen sich die Wege der anderen, Belgrad scheint übersichtlich genug, dass man sich alle Nase lang trifft. Allen liegt etwas auf der Seele. Es präparieren sich Unglücksgeschichten aus den Lebensläufen: Anica, die ihr eigenes Kind bei einem Unfall verloren hat, deren Ehe daraufhin zerbrach und die den Verursacher mit verzweifeltem Hass verfolgt und das auch Unschuldige spüren lässt; Biljana, die sich von ihrem Freund trennt, weil sie immer noch ihrem vor zehn Jahren verstorbenen Verlobten nachtrauert und jetzt dessen jüngeren Bruder wiedertrifft; Jasmina, die den Tod suchte wegen ihrer chaotischen Beziehung zu dem Hallodri Vuk (Stipe Erceg). Gavrilo, das Baby und das Radio sind die Katalysatoren. Auf ihrer Frequenz treten die Personen in Funkkontakt.
Wie der Film gewissermaßen den Ballast der Vergangenheit schultert und die Lasten doch auch leicht nimmt und schräg umpackt, ist dramaturgisch ebenso geschickt wie als Bestandaufnahme und Psychogramm einer Gesellschaft erhellend. Trauerarbeit kann eben nicht nur auf der Couch stattfinden, sondern auch in einem Taxi, am Küchentisch oder im Stehimbiss.
»Belgrad Radio Taxi«; Regie und Buch: Srdjan Koljeviv; Darsteller: Nebosja Glogovac, Anica Dobra, Branka Katic, Vuk Kostic, Nada Sargin; Deutschland/Serbien 29110; 101 Min.; Start: 21. Juli 2011.
IN GUTEN WIE IN SCHLECHTEN TAGEN
»Blue Valentine« von Derek Cianfrance
Und es war doch mal Liebe. Bei Dean sogar auf den ersten Blick, als er Cindy in der Tür zum Zimmer ihrer Großmutter im Altenheim sieht, während er als Möbelpacker einen Haushalt aufgelöst und das Leben eines alten Mannes in Kartons gefüllt und abtransportiert hat und die paar persönlichen Sachen ihm nun fürsorglich auf die wenigen Quadratmeter der neuen Wohnstatt verteilt. Der Zufall hat dann gleich noch einmal die Hand im Spiel, ein Regenbogen überwölbt die Begegnung von Cindy und Dean (Michelle Williams, Ryan Gosling) in einem Bus unterwegs irgendwo in Pennsylvania. Draußen regnet es. Und die beiden passen gar nicht zusammen. So fängt es an – mit einem Tanz in der Nacht und einem Song auf der Ukulele.
Derek Cianfrances Beziehungsdrama setzt viel später ein und kehrt in Rückblenden immer wieder zurück an den Anfang vor sechs Jahren. Der Lack ist stumpf geworden, das Glück blind, der Mut müde und der Alltag ein bisschen schäbig und anstrengend. Alles ganz normal. Ein Familienmorgen. Tochter Frankie vermisst ihren Hund (er wurde überfahren), fürs Frühstück ist kaum Zeit, Mami muss in die Klinik, wo die angehende Ärztin ihr praktisches Jahr absolviert. Cindy ist gut organisiert und ihr Kopf für nichts anderes mehr frei. Dean ist nicht so gepolt. Jobt als Anstreicher, trinkt schon vormittags, hat keine Ziele, außer mit Frau und Kind zusammen zu sein. Sein »Potenzial« nutzbringend anzuwenden, mag er nicht, will auch nicht die Rolle des Mannes spielen und funktionieren müssen. Cindy hält das für Vergeudung.
Damals aber hatte Dean, nachdem Cindy auf der Highschool schwanger wurde von dem Sport-As Bobby (Mike Vogel), der beim Sex wenig Rücksicht nahm, und sie die Abtreibung nicht über sich brachte, einfach gesagt: »Lass es uns versuchen. Lass uns eine Familie sein.« Dafür hat er Prügel eingesteckt von Bobby, der den Macker spielen musste. In jedem Blick der beiden liegt immer ihre ganze Geschichte – die guten wie die schlechten Tage, das, was war, das, was ist, und die Angst vor dem, was kommt. Eines Abends gehen sie in ein Erotikhotel und beziehen das »Zukunftszimmer«. Der Versuch geht schief. No future. Cindys und Deans Geschichte endet am 4. Juli – draußen werden Feuerwerke gezündet. Ein gemeinsames Leben erlischt. In manchen Szenen kommt »Blue Valentine« der Intensität eines Cassavetes-Films nahe: brutal, zärtlich, auch banal, ziemlich traurig und einfach sehr gut erzählt und fabelhaft gespielt. Eine Entdeckung. Regisseur Cianfrance hatte sich nach seinem mehrfach prämierten Debüt »Brother Tied« zwölf Jahre Zeit für den zweiten Spielfilm gelassen. Das Warten hat sich gelohnt.
»Blue Valentine«; Regie: Derek Cianfrance; Darsteller: Michelle Williams, Ryan Gosling, Mike Vogel, Faith Wladyka; USA 2010; 112 Min.; Start: 4. August 2011.
IN DER ZEITMASCHINE
»Midnight in Paris« von Woody Allen
Ist ja nicht so, als hätte Woody Allen das erste Mal in Paris gefilmt, nach New York, London und Venedig seinem vermutlich liebsten Drehort. 1996 in »Everyone say I love you« tanzen Goldie Hawn und Alan Alda am Seineufer und sie geht dabei in die Luft. Der Pariser Duft steigt halt zu Kopf. Fast muss man um den Regisseur fürchten, wenn er am Anfang von »Midnight in Paris« Postkartenmotive abknipst. Das wäre höchstens in Schwarzweiß zu ertragen, wie damals am Ufer des Hudson die Lichter von Manhattan zur Rhapsody in Blue. Allens Filme sind längst immer auch eine Promenade durchs eigene Werk. Das Paris-Klischee delegiert er an seinen jugendlichen Helden, den amerikanischen Drehbuchautor und Versuchs-Schriftsteller Gil (Owen Wilson), der mit seiner Verlobten, einem verwöhnten Töchterchen (Rachel McAdams), samt deren Eltern das Touristenprogramm absolviert. Die Interessen sind kaum kompatibel. Als es Zwölf schlägt, hält vor dem einsamen Romantiker ein Peugeot mit aufgekratzten, altmodisch gewandeten Leuten. Der Oldtimer macht nicht etwa für eine Nostalgiefahrt mobil, sondern ist Traumvehikel.
Schon sind wir im Paris der Zwanziger, wo Gil sich geistig daheim fühlt: Surrealisten, Phantasten, Literaten, freiwillig Emigrierte, Lost Generation. Epochal. Da sind die glamourösen Zelda und F. Scott Fitzgerald, Cole Porter (am Klavier), Hemingway, Gertrude Stein und Picasso, Dalí, Buñuel, Modigliani, Man Ray. Jede der Zelebritäten erfüllt die Eigenschaften, die wir von ihr erwarten. Hemingway fordert »saubere, ehrliche Prosa«, der irre Dalí fabuliert ein Rhinozeros! Mother Stein begutachtet ein Gemälde.
Woody Allen, der Sozio-Komiker der jüdisch intellektuellen Ostküste, schert sich nicht mehr um Realismus, bei ihm kann ein antiker Chor im Central Park deklamieren, ein Filmstar von der Leinwand herabsteigen, eine Ermordete ihrem Mörder in der Küche erscheinen. Die Wand zwischen Wirklichkeit und Imagination ist poröser als Zelluloid. Der Mythos Paris passt durch diese zarte Membran. »Das Vergangene ist nie tot, es ist nicht einmal vergangen«, wird Faulkner zitiert. Eine Künst-lermuse, Adriana (Marion Cotillard),taucht auf, die ihrerseits die Belle Epoque adoriert. Das Vergangene ist nicht nur nicht tot. Es ist auch stets besser, als die Gegenwart. Auch sprach-hygienisch. Die toten Unsterblichen kennen keine »Art-Groupies« und wissen nicht zu »daten«. Schön und amüsant, wie Woody Allen sich dem alten Europa anverwandelt, sehr amerikanisch, oldfashioned und als Schlemihl.
»Midnight in Paris«; Regie: Woody Allen; Darsteller: Owen Wilson, Rachel McAdams, Marion Cotillard, Kathy Bates; USA 2011; 100 Min.; Start: 18. August 2011.