Die Alte Welt, bevor sie endet. Ihr Verwesungsgeruch ist schon zu spüren und das Kriegsgewitter. Die K.u.K.-Doppelmonarchie begegnet uns in Melodien von Franz Schubert und in Stimmen ähnlich denen von Stefan Zweig und Joseph Roth. Budapest im Jahr 1913. Iris Leiter (Juli Jakab) kommt aus Triest und ersucht um eine Stelle in dem Hutmacher-Geschäf, das einmal ihren Eltern Rosa und Leopold gehört hat und in dem sie ums Leben gekommen sind. Verbrannt. Oskar Brill (Vlad Ivanov), der jetzige Besitzer, lehnt ab.
Sie steigt ab in dem Haus, in dem sie geboren wurde. Ihr Name scheint jedem etwas zu sagen – aber es ist »so lange her«. Erinnern möchte sich niemand. Man nötigt das Fräulein Leiter, die Stadt zu verlassen. Doch sie bleibt. Das Gerücht, es gebe noch ihren Bruder Kálmán, lässt sie beharrlich ihrer Absicht folgen, die Vergangenheit aufzudecken, verstehen zu wollen und dabei ihre Angst zu überwinden. »Du bist es, die uns geweckt hat«, hält jemand Iris vorwurfsvoll entgegen. Gemeinheit, männliche Gewalt, Aufruhr, böse Lust bedrängen sie. Alles liegt klar zu Tage und scheint doch malerisch wie aus Nacht und Nebel aufzusteigen und dem Vergessen abgerungen.
Der Erzählduktus ist gemächlich und wie der Zeit enthoben, aber die Kamera beweglich, unruhig und sitzt der Heldin im Nacken, ist ihr auf den Fersen, lässt sie nie aus den Augen. Die TonCollage – Schritte, Stimmen, Flüstern und Atmen, schnaufende Maschinen, ratternde Kutschen, Zeitungsnotizen, Märsche, Walzer, Arien, Schuberts Streichquartett – imprägniert die Handlung wie ein gefährliches chemisches Substrat.