EINE GLOSSE VON ULRICH DEUTER
Der Monat März wird von den meisten Menschen mit Aufbruch in Verbindung gebracht: Winterliche Erstarrung endet, Neues keimt, hoffnungsgleich. Auch in Köln. Hier war der März der erste meisnerfreie Monat seit 25 Jahren. Als am letzten Februartag, Punkt zwölf Uhr mittags, der Erzbischof sein Amt niederlegte, läuteten vom Dom die Glocken.
Allerdings ist auch Dankbarkeit angezeigt und folglich Trauer geboten über den Rückzug eines Kirchenfürsten, der gefühlte 250 Jahre lang das größte deutsche Bistum und die heiligste deutsche Stadt bewahrte. Vor Bösem und noch Böserem. Heilige Wortmauern richtete er auf vor der Sodomiten-Ehe, der schauderhaften dauerhaften Kopulation von an Gleichgeschlechtlichkeit erkrankten Männern. Mutig wie der heilige Georg stach er auf die Holocaust-Tablette, vulgo Abtreibungspille ein, deren Verwendungserlaubnis zu einer Vernichtung von Leben geführt hätte, im Ausmaß schlimmer als alle Verbrechen Hitlers. Dafür, dass eine christliche Familie dreimal so viel wert ist und wert bleibt wie eine muslimische; dafür, dass Evastöchter niemals die Priesterwürde entweihen; Mohammedaner, Juden und die Anhänger des M. Luther niemals gemeinsam mit Katholiken beten können – dafür hat der gute Hirte ebenso gesorgt wie dafür, dass entartete Kunst, also die ganze gottverlorene Kunst der Moderne, in ihrer ›Museum Luziwig‹ genannten Blechschachtel unter strenger Aufsicht des Kölner Doms eingesperrt bleibt wie der Teufel in der – nun ja, Schachtel. Oder doch fast. Denn dass der aus dem ostzonalen Marxismus stammende, entartete Künstler Gerhard Richter ein Glasfenster im Kölner Dom gestalteten durfte, das konnte Metropolit Meisner leider nicht verhindern. Doch er sagte damals, was gesagt werden musste: »Das hätte besser in eine Moschee gepasst«. So demonstrierte der Bischof sein tiefes Verständnis für den Islam.
Joachim Kardinal Meisner war als Erzbischof ein bescheidener Mann. Seine Dienstwohnung maß nur 250 Quadratmeter – hätte ihm, Herrscher über zwei Millionen bistumseigene Katholiken und ein diözesanes Milliardenvermögen, nicht ein Palast zugestanden? Nicht ein Rolls-Royce statt des schlichten 7-er BMWs, den er fuhr? Er aber verzichtete. Volker Beck hat Meisner einen Hassprediger genannt – aber Beck ist gottlos, grün und gleichgeschlechtlich. Für den Zentralrat der Juden ist Meisner ein notorischer geistiger Brandstifter – aber die Juden haben Jesus ans Kreuz geschlagen. In Wahrheit ist der – offenbart dieses Datum nicht schon alles? – am Ersten Weihnachtstag 1933 geborene Gottesmann weltoffen und liberal. Obwohl ihm bekannt ist, wie viele Frauen gerade in Köln in Sünde leben (auch diese Redaktion kennt da so einige!!!), hat er in seiner gesamten Amtszeit auf Hexenverbrennungen verzichtet. Gewiss wurde selbstständig Denkenden wie dem Theologen David Berger die Lehrerlaubnis entzogen, gewiss wurde auf Andersgläubige herabgesehen, aber aus tiefster Frömmigkeit heraus und ohne sie auch nur zu foltern. Soll man Meisner ankreiden, dass er offen das Opus Dei unterstützt? Dass während seiner Amtszeit 300.000 Gläubige aus seiner Kirche austraten? Eine solche Kritik würde nicht wahrhaben wollen, wie wichtig in einer gottlosen Welt eine verschworene Bruderschaft Recht-, Rechts- und Rückwärtsgläubiger ist und wie gut die allsonntägliche Selbstgeißelung tut. Sie würde missachten, dass statt nur eines Siebtels auch genauso gut sämtliche Katholiken des Bistums Köln hätten schreiend vor des Kardinals Tugenden das Weite suchen können, wie es vor seiner Wahl befürchtet worden war. Das hat Meisner wiederholt durch prompte Bekundungen römisch-pharisäischer Reue verhindert. Und nicht zuletzt hat er, aufgrund seines ganzes Wirkens, Handelns, Redens und Predigens, das Erwachsen einen zweiten Thilo Sarrazin in NRW überflüssig gemacht.
Daher: Wenn ER es schon die letzten 25 Jahre nicht war, so sei ab jetzt der HErr mit Dir, Episcopus emeritus Meisner!