Sibylle Lewitscharoff hat jüngst eher durch öffentliche Bemerkungen Aufsehen erregt, so hat sie die Reproduktionsmedizin als »Fortpflanzungsgemurkse« und in vitro gezeugte Menschen für »Halbwesen« erklärt; ein paar Wochen später ihren Hohn auf Leute zum Ausdruck gebracht, die ihre Religionszugehörigkeit wechseln. Die Schriftstellerin lässt neuerdings keinen Zweifel daran, dass sie alles, was nicht naturwüchsig oder althergebracht ist, verachtet. Umso erstaunlicher ihr neuestes Buch – denn »Killmousky« ist seinerseits ein Halbwesen, das Produkt eines in der Petrischale hergestellten Schreibgemurkses.
Ein Kriminal-, das ist evident, ist ein Genreroman. Ein guter Schriftsteller wird sich durch die Begrenzung, die ihm die Gattung auferlegt, erst recht anstacheln lassen. Er wird zitieren, ausreizen, gegen den Strich bürsten. Lewitscharoff ist eine gute Schriftstellerin. Kann eine sein – hier mixt die Büchner-Preisträgerin allerdings nur die zwingenden Zutaten Verbrechen und Aufklärung mit ein paar wahlfreien (New York, kühle Schönheit etc.), das dritte Erfordernis, Plot und Spannung, sind ihr wurscht. Lustlos routiniert erzählt sie vom frühpensionierten Münchner Kommissar Ellwanger, den es als Privatermittler nach Manhattan verschlägt, wo er sich in schwerstreichen, schwerverdorbenen Kreisen bewegen darf, um einen Schwiegersohn des Mordes zu überführen. Stretch-Limousinen, Hotelsuiten, Hochstapler: Addition des Bekannten. So protzend die Schauplätze, so schlicht die Handlung. Kein einziger Satz zudem, an dem man hängenbliebe wie sonst bei Lewitscharoff. Killmousky übrigens ist Ellwangers Kater, auch ihm diktiert das Klischee, hier das über Katzen, jeden Pfotentritt. Er killt so wenig Mäuse wie sein Herrchen Morde klärt wie seine Autorin Krimis schreiben kann.
Sibylle Lewitscharoff: »Killmousky«, Roman. Suhrkamp Verlag, 223 S., 19,95 Euro
Lesungen: 15. Mai 2014, Wesel, Buchhandlung Korn; 16. Mai, Essen, Museum Folkwang. Weitere Lesungen im Juni in Brühl, Leverkusen, Euskirchen, Köln, Ratingen, Bergisch-Gladbach und Bonn.