»Das, was gerade mit mir und meinem Song passiert, ist eine sehr spezielle Sache. Am Anfang der Tournee hatten wir noch Witze gemacht, danach wurde die Sache ernster und wir haben begriffen, dass da etwas Größeres auf uns zukommt. Am 13. März haben wir die Tour abgebrochen, ich bin nach Hause gekommen und alles fühlte sich komisch an. Da hatte sich eine Menge an Gedanken angestaut, ich hab mich ans Klavier gesetzt und ›Zusammenstehen‹ geschrieben. Den Song habe ich dann auf YouTube veröffentlicht, mit dem Aufruf an weitere Musiker*innen, ihre eigene Version davon aufzunehmen und mir zu schicken. Danach bin ich ins Bett gegangen und habe am nächsten Tag gesehen, dass das gerade durch die Decke geht. Ich dachte, mir schicken zwei oder drei Kumpels etwas, aber dann hatte ich in den ersten vier Tagen schon 60 bis 70 Leute, die mitmachen wollten. Ich bin durch diesen Song in die Arbeit reingeschlittert.
Ich stehe morgens früher als sonst auf und arbeite bis spät nachts an dem Thema. Mit Leuten aus vielen Ländern in verschiedenen Sprachen, in denen das Lied auch veröffentlicht wird. Ich habe weder Angst, noch blicke ich voller Sorgen in die Zukunft. Ich weiß, dass ich finanzielle Probleme haben werde, wie so viele. Und es ungewiss ist, wie es weitergeht. Das ist aber noch im Hintergrund. Daraus etwas zu machen, etwas Positives und mehr Solidarität zu fördern, das steht für mich an erster Stelle. Ich mache das, was ich sonst auch mache mit dem Song. Ich bin völlig unabhängig, habe keinen Verlag und keine Plattenfirma hinter mir, ich schreibe Musik und verkaufe sie. Nach der Veröffentlichung habe ich mir gesagt, dass es ein schlechtes Zeichen wäre, sich in dieser Krise das Geld in die eigene Tasche zu stecken. Ich arbeite deswegen mit der Deutschen Orchesterstiftung zusammen. Das waren die ersten, die einen Nothilfefonds für freischaffende Musiker gegründet haben, für alle Genres. Die Musiker*innen, mit denen ich gerade zusammenarbeite – genau diesen Leuten kommen so die Einnahmen der Streamingdienste und iTunes-Verkäufe zugute.«
Sebel, geboren 1980 in Bochum und aufgewachsen in Wanne-Eickel, ist Sänger, Musiker, Singer-Songwriter und Fotograf. Er lebt mit Inga Strothmüller in Recklinghausen.