Käse über Käse, dazu ein paar Meeresfrüchte: Wir sind in den Niederlanden, wo Clara Peeters ihr appetitliches Stillleben um 1615 auf die Leinwand brachte. Genauer in Amsterdam – damals mit 200.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Europa und ein Hotspot für Handel, Wirtschaft, Wissenschaft. Und auch für die Kunst, die hier im 17. Jahrhundert eine kaum vorstellbare Blüte erlebte. Zur Kundschaft aus Adel und Klerus kamen damals die zu Reichtum gelangten Bürger. Auch sie brauchten Bilder, um ihre Häuser repräsentativ auszuschmücken. Peeters und ihre Malerkolleg*innen waren gefragt wie nie.
In der boomenden Stilllebenkunst spiegelt sich der Geist der Zeit in höchster malerischer Perfektion. Vom Goldenen Zeitalter der Niederlande erzählt die Ausstellung im LVR-Landesmuseum und bringt dazu 14 Stillleben zusammen. Mit Motiven wie Globen, Büchern, wissenschaftlichem Gerät feiern sie den Fortschritt. Gezeigt wird etwa ein schönes Beispiel von Jan van der Heyden, der bezeichnenderweise nicht nur als Maler wirkte. Er entwickelte auch Amsterdams Straßenbeleuchtung mittels Öllaternen und machte sich einen Namen als Erfinder des Feuerwehrschlauchs.
Neben Forschung und Fortschritt feiert die Kunst ausgiebig den Luxus: Mit kostbaren Gläsern und einer großen Zinnkanne deckt etwas Pieter Claesz seine um 1640 gemalte Frühstückstafel. Auch Wein wird gerne genossen, dazu kommen exotische Gewürze, Früchte aus aller Welt auf die gemalten Tische. Manchmal, wie bei Clara Peeters, auch große Käselaiber aus heimischer Produktion. Und natürlich Fisch, der seinen Anteil hatte am Aufstieg der Niederlande. Insbesondere Heringe aus den reichen Fanggründen in der Nordsee – sie waren nicht nur Grundnahrungsmittel, sondern auch Handelsgut. Dank ihrer ausgefeilten Fangtechnik mit speziellen Schiffen avancieren die Niederländer zur führenden Nation im Heringsfang.
Zu den Stillleben kommen in der Ausstellung allerlei Gegenstände, die den Bildern entsprungen sein könnten. Auch Alltagsgegenstände, die noch nie außerhalb der Niederlande zu sehen waren, erzählen vom Leben im 17. Jahrhundert. Dabei geht es nicht nur um den Glanz. Ebenso kommen die Schattenseiten der Ära zur Sprache: harte Arbeit, koloniale Ausbeutung, unfaire Verteilung der Ressourcen. Der Preis für all den Luxus.
Bis 19. Februar 2023, LVR-Landesmuseum, Bonn, landesmuseum-bonn.lvr.de