Die Nachricht kam einen Tag vor der Premiere: Die mit vereinten Geldkräften von Stiftungen, Land NRW und Städtischen Bühnen 2005 neu installierte Tanzkompanie in Köln wird doch nicht im kommenden Sommer wieder an die Luft gesetzt. Das Schauspiel Köln wird Pretty Ugly Tanz ein Jahr lang selbst finanzieren aus Rücklagen; bis 2009 beabsichtigt dann die Stadt eine strukturelle Lösung für die Tanzsparte herbeizuführen, hoffentlich keine Abschaffung. Derweil kündigte der gar nicht triumphale Titel des neuen Stücks von Ballettchefin Amanda Miller »Episodes« an: Zwischenfälle oder -spiele. Nebensächliches?
Concerto Köln unter der mitmusizierenden Leitung des Geigers Florian Deuter spielt eine eindrucksvolle Abfolge aus Barockmusiksätzen von Dall’Abaco und Purcell, zum Eingang einen Monteverdi, und dazwischen diverse »Episodes« des amerikanischen Komponisten Fred Frith. in diesem Auftragswerk schiebt Frith barock klingende Akkorde schräg ineinander und rückt Sequenzen auseinander, als puste jemand Löcher in die Melodien. Manchmal scheint der musikalische Atem zu stocken, den der anschließende »echte« Barock wieder löst. Das Luftige kennzeichnet auch den Miller-Tanzstil. Die sieben
hervorragenden Tänzer sind dabei ganz in ihrem Element, durch das klassische Ballettpositionen immer wieder hindurchwehen: gerundete Arme, Arabesken, in die Höhe gestreckte Beine. Eilig und locker, Ellbogen ragen spitz, die Hände kommen überall hin, hoch übern Kopf, hintern Rücken, tauchen ab bis zum Boden. Wie die Gelenke bewegen sich auch die Tänzer miteinander in wechselnden, hingehauchten Konstellationen. Der Tanz lächelt und hält nichts fest. Das wirkt freundlich, doch auf Dauer etwas unverbindlich.
Mit tragbaren Treppchen auf Seth Tilletts Bühne und seinen Videoprojektionen von Wald, Wolken, Wasser und alten Gemälden scheinen die »Episodes« auf eine Zwischenwelt oder die Verbindung von Erde und Himmel hinzuweisen. Diese läuft, keineswegs nebensächlich, durch den menschlichen Körper, seinen Atem, seine Ohren und Hände, durch seinen phantasiebegabten Kopf. Das leuchtet ein. // SUCHY