Rechts ist Preußen. Links liegen die Vereinigten Staaten. Dazwischen zieht sich ein Bühnenfeld für den Atlantik, über den ein Boot die deutsche Auswandererfamilie Mentis ins Gelobte Land schifft. Als Richard Maxwell während der Bonner Biennale 2004 zu einem Gastspiel mit seinen »New York City Players« geladen war, entstand die Idee für eine Koproduktion. Die sich einstellende kulturelle Fremdheit war durchaus einkalkuliert und sollte zu einem Thema von »The Frame « werden, dessen Titel in der Übersetzung Varianten wie Rahmen, Ordnung, System und Verfassung erlaubt. Verstehen wir einander, wenn wir miteinander sprechen? Das gemischte deutsch-amerikanische Ensemble sowie Statisten, deren schlichter Ton abfärbt, produzieren eine Art Musical. Darunter darf man sich aber nicht etwas wie »West Side Story« vorstellen, eher schon findet der epische Duktus Nähe zu Brecht/Weills »Mahagonny«. In der Halle Beuel sieht es aus, als habe sich die Abteilung 19. Jahrhundert eines Völkerkundemuseums breitgemacht – man blickt distanziert bis zur Gleichgültigkeit auf die Spielfläche wie Lars von Trier auf seine Modellanlagen »Dogville« und »Manderley«.
»The Frame« fragt: Wie passt sich der Mensch an, welchem inneren Befehl leistet er Folge? Den Figuren ist das Umsonst eingeschrieben. Versagen, Verschulden, die Ordnung der Dinge und Verschwörung der Systeme verhindern glückendes Dasein. Die Misere der Auswanderer beginnt damit, dass der Patriarch am Galgen baumelt. Freiheitsutopien, sozialrevolutionäres Pathos, Rechtsbewusstsein, Naturbetrachtung, Moral, Vernunft und religiöser Erweckungsglaube werden gleichermaßen ad absurdum geführt.
Für Maxwell, den Mann aus Fargo, Minimalisten und Erforscher kleiner Alltagswelten und ihrer inneren Echo-Räume, war die historische Perspektive selbst ein Experiment. Das sich in Bonn nicht einlöst. Der Eindruck von Plumpheit, temperamentlos unterspieltem Verkündigungstheater und dramatischer Stagnation der noch und erst im Proben-Miteinander entstandenen Handlung ist unleugbar. Wenn es darum ging, Befremden hervorzurufen, so hat es funktioniert. Auch wenn sich Verweise auf amerikanische Mythen, Marotten und Maximen entschlüsseln lassen, man ist Lost in Space. Das Künstliche der Gefühlshaltungen und oft Wunderliche ihrer Äußerungen lassen die Personen im Konturlosen verschwimmen. Sind sie ideologisch verseucht oder herzlich naiv, gottgläubig oder gerissen, falsche Propheten oder Erleuchtete? Maxwells Skepsis gegenüber einem sinnstiftenden (American) way of life treibt ihn in nahezu totale Erzähl- Verweigerung. Das Paradies ist anderswo. Amerika, du hast es nicht besser. Als wüsste man’s nicht längst. AWI