Was gibt’s Neues zum runden Künstlergeburtstag? Eine Auswahl
Beuys privat
Kaum zu überblicken ist die wissenschaftliche Literatur zu Joseph Beuys. Aus allen möglichen Blickwinkeln wurde sein Schaffen in den vergangenen Jahrzehnten analysiert und interpretiert. Die Düsseldorfer Journalistin Christiane Hoffmans nähert sich im K-West Verlag dem Jahrhundertkünstler auf etwas anderen Wegen und entdeckt dabei auch den Menschen hinter dem Mythos. In ihrem Buch gibt sie einen kurzen, kompakten und gut verständlichen Einblick in Beuys‘ Leben, Werk und Theorien. Aber das ist nicht alles. Den anregenden Einführungstext ergänzen sieben Interviews, die Hoffmans bei ihren Recherchen zu Beuys geführt hat und die sie nun erstmals veröffentlicht. Zu Worte kommen etwa die Tochter von Beuys‘ Lehrer, Sonja Mataré, und Ute Klophaus, die den Künstler als Fotografin bei etlichen Aktionen begleitet hat. Als Sammler und Freund erzählt Franz Joseph van der Grinten von seinem Verhältnis zu Beuys. Und Lukas Beckmann gibt Einblicke in die politische Karriere des Künstlers im Kreise der Grünen.
Christiane Hoffmans, »Der Jahrhundertkünstler Joseph Beuys. Einführung in Leben und Werk«, K-West Verlag, 160 Seiten, 14,95 Euro
Bestellt werden kann das Buch unkompliziert hier: https://www.kulturwest.de/verlag/
Beuys total
Über 50 Autor*innen, vier Jahre Arbeit, gut 80 Aufsätze auf rund 500 bilderlose Buchseiten – damit ist schon einiges gesagt über das »Joseph Beuys-Handbuch«, das im Juni erscheint. Timo Skrandies, Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität in Düsseldorf, und Bettina Paust, langjährige Leiterin des Beuys-Museums Schloss Moyland, haben die Idee gehabt und jetzt die Arbeit an diesem ersten umfassenden Nachschlagewerk zum Künstler abgeschlossen. Wichtig war den beiden, neben einigen alten bekannten Beuys-Spezialist*innen auch eine jüngere Forscher*innen-Generation zu Worte kommen zu lassen. Nicht nur kunsthistorisch sondern interdisziplinär wollen sie das Thema angehen, was bei Beuys unerlässlich sei, so Paust. Die Autoren beleuchten Biografisches; die Jugend im Nationalsozialismus etwa, die schwere Krise des Künstlers oder Mythen wie die vielzitierte »Tataren-Legende«. Werkgruppen und Werkformen werden analysiert und Beuys‘ Verhältnis zu Alchemie, Fluxus oder Marxismus. Seine Beziehung zu Persönlichkeiten wie Friedrich Nietzsche und Heinrich Böll, Heinz Sielmann, James Joyce oder Leonardo da Vinci kommt zur Sprache. Und die Bedeutung verschiedener Begriffe wie Humor, Schmerz, Arbeit oder Anti-Kunst bei Beuys wird erörtert. Mit einem Blick auf die Rezeption des Jahrhundertkünstlers schließen die Betrachtungen. Paust ist zuversichtlich: Dieses Buch werde einen neuen Zugang zu Beuys eröffnen und sicher auch zu neuen Forschungen anregen.
Timo Skrandies und Bettina Paust (Hrsg.), »Joseph Beuys Handbuch. Leben – Werk – Wirkung«, J. B. Metzler, ca. 500 Seiten, Ebook: 79,99 Euro; Print: 99,99 Euro
Beuys auf Sendung
Ist jeder Mensch ein Künstler? Sind Bäume intelligenter als Menschen? Sind wir die Revolution? Joseph Beuys stellte viele Fragen, die heute noch oder wieder aktuell scheinen. Das »Beuysradio« will untersuchen, wer Beuys war, was er genau sagte, und wie uns das heute tangiert. Das freie Online-Audioprogramm geht im Mai auf Sendung und versammelt 100 Stimmen zu Beuys‘ Person. 20 Podcasts beschäftigen sich mit seinen Themen. Die Idee der »Sozialen Plastik« etwa wird mit dem indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa diskutiert, das 2022 die Documenta 15 in Kassel kuratiert. Und die Historikerin und Kuratorin An Paenhuysen hinterfragt mit Blick auf Beuys-Werke das politische und philosophische Potenzial von Unsinn. Außerdem werden im »Beuysradio« Berichte rund ums Festprogramm zu hören sein und diverse Playlists mit Musik, die der Künstler hörte, machte, prägte.
Beuys lacht
Auf Beuys‘ Reise durch die USA war der Kassettenrekorder ein ständiger Begleiter. Und er zeichnete alles auf, was der Künstler von sich gab – bei Konferenzen, Workshops, Vorträgen. Auf der Heimreise im Flugzeug nach Düsseldorf hörte Beuys sich zusammen mit seinem Freund und Kollegen Klaus Staeck und dem Verleger Gerhard Steidl zum Zeitvertreib die Aufnahmen an und stellte überrascht fest, wie viel er gelacht hatte. Das brachte Steidl auf eine witzige Idee. Er ließ die Originalbänder zusammenschneiden: Der junge Toningenieur Siegfried Schäfer machte ein einziges großes Gelächter daraus. Beuys war begeistert. Doch ging das Masterband verloren und tauchte erst 2020, nach 46 Jahren, wieder auf. Zum Künstlergeburtstag pressen Steidl und Staeck den lachenden Beuys jetzt auf Langspielplatte.
Klaus Staeck und Gerhard Steidl (Hrsg.), »Beuys Laughing«, Edition Staeck/Steidl, limitiert, 30 Euro