TEXT: KATJA BEHRENS
Wie kann Kunst heute noch das große, breite Interesse wecken? Provokationen à la Jonathan Meese oder Santiago Sierra schaffen das. Ansonsten sind vor allem Auktionsrekorde gut für Schlagzeilen. Schon lange ist das Verhältnis von Kunst und Kommerz ein problematisches, inzwischen läuft der Kunstmarkt geradezu aus dem Ruder.
Was aber ist eigentlich der Wert von Kunst? Wie kommt er zustande? Wer legt ihn fest? Maßgebend ist längst nicht mehr das Werk. Zunehmend spielen äußere Faktoren eine Rolle bei der Wertsteigerung von Kunst, das weiß auch Hans-Georg Hafner, Direktor des Düsseldorfer Kunstvereins, und macht jetzt eine Ausstellung zum Thema.
Gespräche, Gerüchte, Tausch und Gier sind es, die das Geschäft befeuern. Und natürlich der Kauf und Preise, die sich immer weiter in die Höhe schaukeln. Die Gruppenschau »Das Beste vom Besten« stellt nun das kritische Wirkungspotenzial, das der Kunst zugeschrieben wird, zur Diskussion.
Da begrüßt einen eine riesige Fotografie von Jeff Koons mit einer von ihm entworfenen Champagnerverpackung. Das, so Hafner, »hat mit Kunst mehr zu tun, als einem lieb ist«. Die Kommerzialisierung von Kunst, Kunst als Spekulationsobjekt, Wertzuschreibungen und Wertsicherung, darum dreht sich diese Ausstellung.
WER ZOG WANN AN WELCHEN STRIPPEN?
In Vitrinen zeigt sie Dokumente, die von der Komplizenschaft der Institutionen künden: Editionen des Kunstvereins, Ausstellungskataloge und allerhand Druckwerk, Listen des Kunsthandels, Publikationen, die von ephemeren Kunstereignissen berichten, Interviews in Zeitschriften.
Die Geschichte des Kunstvereins selbst spielt eine zentrale Rolle, ist doch auch seine Ausstellungsaktivität eine »offizialisierte Form, Bedeutung herzustellen«. Wer zog wann welche Strippen, um irgendeinen Künstler zu pushen? Heutzutage sind ja nicht mehr die Abhängigkeiten der Künstler von Adel und Klerus zu beklagen, sondern vielmehr die Verstricktheiten aller Beteiligten in das mächtige Netzwerk aus Großsammlern, Galerien und Auktionshäusern.
Die ausgestellten Werke weisen auf die absurden Mechanismen der »Marktlogik«. Andy Warhol ist natürlich präsent, wenn auch in zwei kleinen Flower-Bildern von Elaine Sturtevant. Hatte Warhol sich für seine Siebdrucke populärer Allerweltsmotive bedient, so eignete sich die Konzeptkünstlerin Sturtevant diese inzwischen zu Ikonen gewordenen Werke mit all ihren Einschreibungen ihrerseits selbst an.
Mit Warhol wurde die Kunst massentauglich, er hat sich gerne vom Markt umarmen lassen und verstand es, diesen für seine Zwecke zu manipulieren. Daraufhin hat sich in den 1960er Jahren die Konzeptkunst als Gegenentwurf zu solcher Art Warenästhetik etabliert – und sich mit ebendieser marktkritischen Haltung erfolgreich am Markt platziert.
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, bis 5. Januar 2014. Tel. 0211/2107420. www.kunstverein-duesseldorf.de