// Ein heller Fleck im Dunkel. Eine Frau und ein Junge stehen nebeneinander, für lange Zeit. Dann wendet sich der Blick der Älteren, sie ergreift den Jungen, umarmt ihn, sinkt mit ihm zu Boden, bettet ihn in ihrem Schoß, so dass die beiden eine Pietà bilden. Das Kind, anmutig hingestreckt, scheint tot. Oder in einem anderen Schlaf zu liegen. So beginnt Massimo Furlans Choreografie »Sono qui per l’Amore«, die zu den Eröffnungsaufführungen des Festivals »GLOBALIZE:COLOGNE 2009« gehört. Der in Lausanne beheimatete Regisseur zieht in seiner gut vierzigminütigen Arbeit einen magischen Kreis, in dem von außen her das Kinderland besucht, überschritten, bedrängt oder bedroht wird. In den auf das Duett des Beginns folgenden Szenen begibt sich ein Mädchen zu dem »gefallenen« Knaben und birgt sich bei ihm. Weitere Menschen tauchen aus der Bühnennacht auf, Erwachsene, Königskinder, rot gefiederte Phantasiefiguren, Gnome, ein Spielzeugtier. Eine gespensterhafte, fast wesenlos durchscheinende Atmosphäre herrscht, als würden sich Traum, Horror und Angstlust verbinden. In das verlorene Paradies dringen Hexensabbat und Feenzauber. Furlan entwirft schlichte archetypische Muster wie aus Märchen und Mythen, zitiert schon mal das Personal des romantischen Balletts und ist manchmal nicht frei davon, eine Kitsch-verbrämte sakrale Revue-Aura zu verbreiten. Dazu ertönt eine Klangcollage, flüsternd, sirrend, rauschend, irritierend und unser Ohr wie ein Störfall heimsuchend, durchmischt von italienischen Schlagern. Auch der Titel (übersetzt: »Ich bin hier aus Liebe«) ist einer Canzone von Luciano Ligabue entnommen. Die Musik jedenfalls bringt Erlösung – und ein kindliches Paar zum Tanzen.
»Freihandelszone – ensemblenetzwerk köln für internationalen Tanz und Theater« setzt fort, was es 2006/07 begann, als die erste Staffel der »GLOBALIZE:COLOGNE«-Serie startete. Vier freie Tanz- und Theatergruppen aus Europa sowie Nord- und Südamerika wurden eingeladen, parallel zu den vier »Freihandelszone«-Companien in Köln zu gastieren. Der Erfolg des Austauschs führte dazu, dass die Reihe in den städtischen Festival-Terminplan aufgenommen wurde. Fortsetzung folgt … Auf die ersten beiden Kontaktnahmen riskiert man nun den ersten Kuss: »GLOBALIZE:COLOGNE 2009 – First Kiss!« heißt jetzt die Begegnung mit Veranstaltungen bis Mitte Juni, die diesmal auch Koproduktionen beinhalten. Der Auftakt findet statt am 26. Februar, 20 Uhr, Alte Feuerwache, Köln. Die lokalen Gastgeber »A.TONAL.THEATER«, »Futur3«, »MOUVOIR/ Stephanie Thiersch« und »theater-51grad.com« haben wieder europäische Allianzen hergestellt und stellen zudem kleinere Formate aus den Grenzbereichen von Musik, Tanz, Theater, Performance und Film vor. // AWI
Karten: info@freihandelszone.org / 0221.98 54 530