Am Ende der »Robert Schumann Tänze«, die das dreiteilige »b.07« abrunden, strömen sieben Kinder in Kleidchen und Häubchen herbei und umringen eine Frau. So platt?! Soll das jetzt heißen: Das ist Clara, und so war’s? Doch das ist der einzig mögliche Schluss für Martin Schläpfers Choreografie: Realität bricht ein in das kunstsinnige Treiben, in all das Imaginierte und gut Gestaltete. Das war ja zeitlebens Schumanns Kampf.
Doch im Grunde runden diese Tänze den Abend nicht, sondern reiben sich auf. In die meistenteils so hell und froh, gar triumphal daherkommende rheinischen Sinfonie Nr. 3, die Schumann 1850 komponiert hat, verwebt Schläpfer andeutungsweise die Geschichte des Komponisten, seiner Frau und des Freundes Johannes Brahms. Doch geschmachtet wird nicht, nur geschaut, gefasst, kurz umarmt.
Die Tänze zählen Möglichkeiten auf, Frau zu sein – egal, ob in einer Person angelegt oder in mehreren. Eine steht, abgewandt, Beine eng, Füße brav auswärts, den Kopf aber gebeugt; sie beginnt ein Port de bras und bricht dann in ein Hin-und-Her-Spiel ihrer Körperglieder aus, halb Perfektion, halb Kind. Eine macht große, klassische Bewegungen, nimmt den Raum auf erwachsen geradlinige Weise, wieder andere schieben sinnlich die Hüften vor und verströmen süffiges Gefühl. Oft stellen die Frauen eine Schuhspitze auf und schauen nach rechts: Komme, was wolle! Paartänze füllen den Raum der groß tönenden Musik mit ihrem guten Aussehen, mit Reihen, Figuren, vertrackt-geschickten Kombinationen, doch bricht Schläpfer sie an den Rändern, wenn die Frauen beim Herausgehen über den Köpfen der Männer zusammensacken. Eher hurtig als dramatisch, trifft die Choreografie den richtigen Ton.
»Frozen Echo« von Regina van Berkel, der zweite Teil des Abends, brütet unter einem riesigen Rückgrat aus Monitoren surreale Bewegungsbilder aus: Formen und Veränderung. Nichts hat Bestand, weder der Einzelne noch die Gruppe. Ihr Ballett ist weich gelenkig, dabei eckig, und zerstreut den Fokus.
Hans van Manens »Compositie« von 1994, zum kurzen Auftakt von »b.07« an der Düsseldorfer Rheinoper, tut das auch, aber anders. Sein doppeltes Doppeldoppel an zwei Tischen verwirrt mit der Gleichheit von Bewegung und Mann-Frau-Distanzen. Zur Musik von Morton Feldman komponiert er Anlehnungen. Unbedingt sehenswert.