Der Fotograf und FH-Professor Jörg Winde fotografiert Räume und findet dabei Bilder, die von Menschen erzählen, ohne sie selbst zu zeigen.
Stimmungsvolle Straßenecken in Prag, der Regierungspalast in Belgrad, die Ruhrgebietslandschaft im Nebel, irgendwo eine Gummistiefelfabrik. Seit mehr als vier Jahrzehnten erkundet Jörg Winde mit seiner Kamera Räume, Bauten, Landschaften – nebenan und in der weiten Welt.
Ein hölzerner Schminktisch mit Heiligenbild, davor, sorgsam aufgereiht, drei blaue Flakons mit Inhalt und ein passendes Schälchen. Das Foto gehört zur Serie „Tante Änne“ und zeigt bis 23. Februar Blicke in Wohnräume von Senioren. Abgebildet ist keine Person, und doch setzt sich ein Bild der älteren Dame im Kopf zusammen. Windes Bilder handeln von Orten und ihren Geschichten, sie erzählen von Menschen, ohne diese je zu zeigen.
So auch die Serie über Bürgermeister*innen-Zimmer in Deutschland: Zwischen 2005 und 2012 hat Winde die Amtsräume in über hundert Bildern festgehalten – mal zeigen sie sich schlicht und sachlich, mal in barocker Pracht. Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund präsentiert zwölf ausgewählte Serien aus dem Schaffen des 1956 in Köln geborenen, jetzt in Bochum lebenden Fotografen.