Wie sind jene Leute? Gut erzogen, gut angezogen, kultiviert, künstlerisch veranlagt, witzig, Muttersöhne und Söhne verloren gegangener Väter, beste Freunde netter Mädchen usw. Jedenfalls ist das so bei »Those People«, der Upper East Side-Geschichte des Autorenfilmers Joey Kuhn, die den Mainstream vertritt im Homochrom Festival, aber somit keineswegs das schwul-lesbische Programm im Gesamten mit seinen etwa zwei Dutzend Produktionen bzw. Programmen repräsentiert. Der jüdische Kunststudent Charlie (Jonathan Gordon) gehört fast zur Familie seines Highschool-Freundes Sebastian (Jason Ralph): New Yorker Geldadel, wie man ihn aus Romanen von Edith Wharton kennt, nur um 100 Jahre versetzt. Aber die snobistischen Regeln und Konventionen gelten noch. Man macht keinen Skandal, weder sozial noch erotisch noch ökonomisch.
Charlie und Jonathan lieben sich auf etwas spätpubertäre, schwärmerisch-verspielte Weise. Charlie lernt dann den älteren Pianisten Tim (Haaz Sleiman) kennen, der ihn als Mann und Künstler fasziniert, was wiederum die emotionale Beziehung zu Sebastian berührt und auf die Probe stellt. Ein romantisches Coming-of-Age-Drama, wie es im Drehbuche steht – nur unter andere Vorzeichen gesetzt. Normalität, was ist das? Joey Kuhn ist kein Gus Van und kein Xavier Dolon, dafür ist »Those People« zu gemäßigt noch im Ungebärdigen und trotz einiger Übermutshandlungen wohltemperiert. Aber man nimmt seine Figuren ernst.
Ganz anders wird es aussehen in Filmen aus Kasachstan (»Ich bin nicht krank, ich bin schwul«), Tunesien (»Queer Tunesia«) oder Kenia (»Stories of our Lives«) oder im Rahmen des Kurzfilm-Programms bei »Entdecke Israel«. Ansonsten gilt: Alles von Drama bis Komödie, von der Klassik zum Pop ist möglich in den Regeln des Geschlechter-Verkehrs.
Köln: 13. bis 18. Oktober (Weisshaus & Filmforum) und Dortmund: 21. bis 25. Oktober 2015 (Schauburg); www.homochrom.de