»Schalke 04, ich will nicht mehr verlieren.« Mit Stadionhymnen haben die Songs der Düsseldorf Düsterboys nur wenig gemeinsam. In einem ihrer Lieder besingen sie melancholisch den Gelsenkirchener Fußballverein, der sehnsüchtig auf den Meistertitel wartet. Seit seiner Gründung – vergebens. Pedro Goncalves Crescenti und Peter Rubel machen seit 15 Jahren gemeinsam Popmusik. Seit acht unter einem Bandtitel, der ausgerechnet den Namen einer rheinischen Metropole in sich trägt – dabei leben, arbeiten und studieren beide in Bochum und Essen. »Am Anfang stand ein Traum«, sagt Peter Rubel und lacht – die Idee zu den Düsseldorf Düsterboys sei ihm tatsächlich nachts gekommen.
Dabei passt der ungewöhnliche Bandname zu ihrer ungewöhnlichen Musik: Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti schwanken zwischen Melancholie und Leichtigkeit. Die ganze Magie ihres Sounds entfaltet sich spätestens dann, wenn man ihren ironisch-entlarvenden Songtexten folgt, die mal im Proberaum, mal bei einem Abendbier zuhause entstehen. Mit Witz und Ironie erzählen sie darin von »heißen Kippen«, »weiten Wegen von der Diele ins Gehege« oder fernen Sehnsuchtsorten. In nur wenigen Worten geht es oft um das Gefühl der Überforderung – mit der Welt und dem eigenen Leben: »Halt mich raus, halt mich aus dem Trouble raus«, wünschen sie sich etwa in »Oh Mama«.
Anfangs hatten die Düsseldorf Düsterboys noch für eine Handvoll Freunde gespielt. 2016 dann kam ihre erste Single »Teneriffa« heraus – so wurde die deutsche Musikszene auf sie aufmerksam. Ein Konzert in Berlin ebnete dann den Weg zu noch mehr Bekanntheit und Professionalität: Maurice Summen vom Berliner Musiklabel Staatsakt hatten die beiden Sänger 2017 eingeladen, um im Club »West Germany« aufzutreten. »Ab dann kam alles ins Laufen«, erinnert sich Pedro Goncalves Crescenti. Zwei Jahre später produzierte Olaf O.P.A.L. dann das erste Album der Truppe, zu der mittlerweile auch Fabian Neubauer (Orgel, Klavier) und Edis Ludwig (Schlagzeug) gehören.
»Nenn mich Musik« ist im Herbst 2019 bei Staatsakt erschienen. Die Aufnahmen dazu waren in einem ausgedienten Ladenlokal in Waltrop mit »jeder Menge Instrumente« entstanden. Die nicht nur auf dem Album, sondern nun auch auf der neuen EP »Im Winter« zu hören sind. »Mir gefällt unsere Musik dann am besten, wenn sie rätselhaft ist«, sagt Peter Rubel. Schnell und schrammelig klingen die Düsterboys nur selten. Stattdessen treffen verträumte Gitarrenakkorde auf poppige Orgelklänge, der softe Beat eines Schlagzeugs auf die sanften Stimmen der beiden. Es gibt zahlreiche Pausen und Rhythmuswechsel, Passagen mit Chorgesang, verspielte Klarinettensoli.
Rund 50 Konzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben die Düsseldorf Düsterboys in den letzten zwei Jahren gespielt, viele davon waren ausverkauft. »Das war eine intensive, schöne, aber auch anstrengende Zeit«, sagt Pedro Goncalves Crescenti. »Ich bin deshalb froh, dass wir uns so gut kennen. Wir geben aufeinander Acht und wissen, wenn der andere seine Ruhe braucht.«
Auf musikalischer Ebene bleibt es bei den Jungs dagegen umso lauter: Vor fünf Jahren haben Pedro Goncalves Crescenti und Peter Rubel gemeinsam mit Schlagzeuger Joel Roters noch eine zweite Band gegründet: International Music. 2021 geht das nächste Album der Band an den Start, die im Vergleich zu den Düsseldorf Düsterboys temporeicher, lauter, wuchtiger klingt – aber nicht weniger erfolgreich ist: 2018 wurde sie mit dem popNRW-Preis als Best Newcomer, 2020 beim Musikautorenpreis der GEMA in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet.
Wer so viel unterwegs ist, braucht einen Landeplatz. Ihre Lieblingsorte im Ruhrgebiet? Die Sechs-Seen-Platte in Duisburg, die Essener Schurenbachhalde oder die Atelier-Galerie »Mental Space« in Bochum. Ein »superguter Laden« sei für sie außerdem das »Makroscope« in Mülheim, ein Konzert- und Atelierhaus für subkulturelle, experimentelle Musik- und Kunstprojekte.
Für 2021 zieht es das Quartett aber wieder in die Ferne: Eine Tour mit International Music, aber auch das ein oder andere Konzert der Düsseldorf Düsterboys stehen auf dem Programm. Und vielleicht ist es dann ja auch so, wie sie in »Teneriffa« singen: »Man merkt erst, dass man weg muss, wenn man geht.«
Aktuelle Tourdaten unter duesseldorfduesterboys.de