kultur.west: Herr Mönig, Sie haben vor über 20 Jahren als freier Mitarbeiter in Wuppertal gewirkt. Was reizt Sie an der Rückkehr?
MÖNIG: Die Sammlung ist ja eine der schönsten in NRW. Es war damals eine unglaubliche Erfahrung für mich, mit ihrer Tiefe und Breite konfrontiert zu sein. Reizvoll ist für mich auch der Ort: In Saarbrücken finde ich mich ja auf einer Art Insel, in Wuppertal werde ich dagegen mitten drin sein, denn die Stadt hat ein sehr agiles Kunstumfeld – wenn man nur an Köln denkt, an Düsseldorf, an das Ruhrgebiet. In diesem Umfeld besteht ein großer Konkurrenzdruck, aber wiederum auch die Chance, etwas anderes zu machen und mehr das ins Profil zu treiben, was das Wuppertaler Haus ausmacht.
kultur.west: Wie könnte das aussehen?
MÖNIG: Ich möchte stärker mit der vor allem auf dem Gebiet der Klassischen Moderne hervorragenden Sammlung arbeiten. Ich halte es aber ebenso für wichtig, dass sich das Haus in Richtung der zeitgenössischen Kunst mehr öffnet. Auch dabei kann man an die Sammlung anknüpfen, denn es ist hier sehr lange, bis in die 1990er Jahre hinein, eng am Puls der Zeit gekauft worden.
kultur.west: Ihr Vorgänger Gerhard Finckh hat sich besonders mit großen Ausstellungen hervorgetan. Wollen Sie an dieses Erfolgsrezept für Wuppertal anknüpfen und auf spektakuläre, besucherstarke Ausstellungen setzen?
MÖNIG: Mit seiner fulminanten Art, mit seiner Energie und seinem Biss hat Gerhard Finckh Ausstellungen möglich gemacht, von denen man gar nicht dachte, dass sie möglich wären. Aber letztlich ist das Blockbuster-Modell auch eines, das nicht nur in Wuppertal an Grenzen stößt. Mir ist in vielen Gesprächen der letzten Monate deutlich geworden, dass die Aufgaben und Chancen des Von der Heydt-Museums auf einer etwas anderen Ebene liegen müssen. Das hat viele Gründe.
kultur.west: Welche zum Beispiel?
MÖNIG: Die großen Zahlen auf der Besucherseite bedingen auch große Zahlen auf der Finanzierungsseite. Die Frage ist, ob das noch in Einklang miteinander steht. Ich meine, Blockbuster sollten nicht die vorrangige Aufgabe von Museumsarbeit sein. Was aber nicht heißt, dass ich ein elitäres Museumsprogramm fahren möchte.
kultur.west: Wie wichtig sind Ihnen denn die Besucherzahlen?
MÖNIG: Ich möchte so viele Menschen ins Museum holen, wie ich kriegen kann. Aber ich würde von der Zählung nach Füßen abrücken und mich intensiver um die Köpfe kümmern wollen.
Was ist das erste, das Sie sofort angehen wollen oder müssen?
MÖNIG: Was mich fasziniert ist, wie das von der Heydt-Museum mitten in Wuppertal, mitten im Kommunikationsstrom der Stadt liegt. Die Menschen strömen links und rechts vorbei. Das Haus soll auch im digitalen Bereich stärker in die Kommunikation eintreten. Ganz wichtig ist mir, im Digitalen eine Präsenz für die Sammlung zu schaffen – bisher gibt es ja keine Möglichkeit, die Werke im Netz anzuschauen. Außerdem will ich die vielfältigen Möglichkeiten der Vermittlung im Digitalen nutzen. Da gibt es noch vieles nachzuholen.