»Yolimba«.
Was für ein merkwürdige Name. Er bezeichnet das titelgebende Kunstwesen, das
sich Wilhelm Killmayer und Tankred Dorst ausgedacht haben. Ein Anagramm von »Olympia«
aus Jacques Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen«. Yolimba wird vom Magier Möhringer
erschaffen, um das Laster aus der Welt zu räumen. So erschießt sie alle, die es
wagen, das Wort »Liebe« auszusprechen – bis Herbert, der Plakatekleber,
auftaucht, dem selbst sie nicht widerstehen kann. Sie heiraten, alle werden
wieder lebendig und Möhringer landet in der Mülltonne.
Lobgesänge auf Ehe und Müllabfuhr
Mit diesem kuriosen Plot haben Killmayer und Dorst eine beißende Satire auf die Prüderie der Nachkriegszeit geschrieben, die ihre Spitzen in vier großen Lobgesängen auf die Post, die Polizei, die Ehe und die Müllabfuhr findet. Der Witz entsteht im krassen Widerspruch zwischen hoher musikalischer Form und trivialem Sujet. Das Familienfrühstück als großes Opernensemble, die innere Sicherheit als Oratorium. Killmayer verfügt über meisterliches Handwerk, klingt manchmal nach Operette, oft nach seinem Lehrer Carl Orff, streut eine Zwölfton-Parodie ein und macht sich über die italienische Oper lustig. Das ist Musiktheater-Humor auf brillantem Niveau. Ulrich Peters (Regie) und Andreas Becker (Ausstattung) geben dem ganzen einen knallbunten Comic-Rahmen mit Bezug in die 1950er Jahre. Die sich ständig verändernde Bühne wird zusätzlich durch Videos von Sven Stratmann bespielt.
Ziemlich viel los. Etwas mehr satirische Schärfe hätte der Inszenierung daher gut getan. Auch leidet Killmayers musikalischer Humor darunter, dass die Solisten viel auf einem Steg vor dem Orchestergraben unterwegs und dann gegenüber dem gut aufgestellten, aber kleinen Chor zu präsent sind. Ein Spaß ist »Yolimba – oder die Grenzen der Magie« in Münster aber trotzdem.
22. Dezember, 8. und 24. Januar; Theater Münster; Theater Münster; www.theater-muenster.com