Haiyti ist eine dieser Rapper*innen, die auf den ersten Blick zwar nach Straße klingen, nach Gangsta-Rap, aber eigentlich mehr im Kunstkontext wahrgenommen und im Feuilleton rezipiert werden. Ihr Publikum im Kölner Gloria ist so bunt gemischt wie ihre Outfits, die meisten hier könnten auch an Kunstakademien studieren oder aus dem freien Theaterbereich kommen.
Vor der Bühne wartet eine erstaunlich textsichere Meute auf ihren Einsatz. Sie bekommt eine Setlist aus 34 Titeln, einen rasanten Querschnitt durch das Schaffen der 30-jährigen Rapperin, die seit 2015 im irre schnellen Takt Alben und Mixtapes auf den Markt wirft. Die Welt, die sie in ihren oft zynischen oder mindestens desillusionierten Texten entwirft ist düster und verloren und man weiß nie so genau, wie viele Ebenen Ironie sie durchlaufen haben, wenn sie von einer Welt aus Gier und gestörten Liebesbeziehungen erzählen.
»Ich war immer Straße, Mann, was denkst du? / Halbes Kilo, bunte Scheine, Rainbow / Wenn es dunkel wird, dann siehst du mich im Ghetto«, singt Haiyti in »Cashflow« und tatsächlich ist sie in relativ prekären Verhältnissen in Hamburg aufgewachsen und irgendwie an Geld zu kommen, wird eine Notwendigkeit im Leben ihrer Familie gewesen sein. Wenn sie im Refrain feiert: »Ich hab‘ so viel Cash, yo, mein Flow ist ein Cashflow / Robbery mit Bankrolls, ich hab‘ so viel Cash, yo«, und auf die neue Musikindustrie Bezug nimmt »Wollt, was sie tun für die Klicks, weil ihr alle hoch wollt / Burr-burr, Cold World, mehr Geld als ein Kobold (hahaha)«, dann kann man das natürlich als kritisches Statement zu einer Welt lesen, die um den schnöden Mammon kreist, – muss man aber nicht.
Wenn sie in »Fxxxboy« aus der Sicht eines bloß an Sex interessierten Mannes rappt: »Baby-bu, hör‘ mir zu, ich bin ein Fuckboy / Ich will alles, außer reden, bin ein Fuckboy / Ja, ich weiß, du willst mich seh’n / Du bist traurig, wenn ich geh‘ / Für mich ist das kein Problem, ich bin ein Fuckboy«, klingt da allerdings schon stark ein feministisches Statement durch. Haiyti würde solche Haltungen allerdings nie explizit machen wie vielleicht Ebow oder Sookee. Sie bedient im Gegenteil alle Rollenbilder ihres Genres und geht offenbar darin auf. Hinter ihr heizt ein DJ der Kölner Meute ein, die selbst in den atemlosen eineinhalb Stunden manchmal müde wird. Er gibt ihr dann einen weiteren nervösen Trap-Beat, der manchmal leider arg wie von der Stange wirkt. So bleibt alles in der Ambivalenz gefangen – aber darauf stehen Kulturmenschen ja.