Peter Gorschlüter grinste, als er als ans Mikrofon trat: »Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.« So startete er seine kleine Rede als einer unter sieben im neuen Gründungs-Team des Fotoinstituts mit einem Zitat aus dem Filmklassiker Casablanca. Vielleicht ein Zeichen der Versöhnung? »Man könnte es aber auch als reinen Pragmatismus bezeichnen«, dämpfte der Leiter des Essener Museum Folkwang sogleich.
Gorschlüter, Kolleg*innen sowie Ministerinnen aus Bund und Land NRW waren an diesem September-Morgen ins K21 gekommen, um das Fortkommen in Sachen Deutsches Fotoinstitut darzulegen und die neue Gründungskommission einzuführen. Von Friede und Freude kann bei dieser Gelegenheit allerdings nicht die Rede sein. Auch wenn der jahrelange Streit um den Standort des Deutschen Fotoinstituts mittlerweile entscheiden ist – seit November steht fest, dass die begehrte Einrichtung nach Düsseldorf zieht und Rivale Essen leer ausgeht. »Hinterzimmerpolitik«, schimpfen es die einen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth aber nennt es »eine bewusste Entscheidung des Parlaments auf inhaltlicher Grundlage«.
Nach all dem Hick-Hack möchte Roth nun ein neues Kapitel aufschlagen mit den sieben Hoffnungsträgern, von denen immerhin drei in Düsseldorf sitzen, nur einer in Essen und niemand im Osten von Deutschland. Neben Gorschlüter ist Susanne Gaensheimer, Leiterin der Kunstsammlung NRW, dabei und Felix Krämer, Direktor im Düsseldorfer Kunstpalast sowie die Foto-Kuratorin aus dem Sprengel Museum Hannover, Inka Schube. Zu den Museumsleuten kommen zwei Restaurator*innen: Christian Scheidemann aus New York und Katrin Pietsch von der Universität Amsterdam, außerdem Moritz Wegwerth, Fotograf und Streiter für Düsseldorf. Archiv-Experten stehen nicht auf der Liste.
Es soll kein Museum sein
Die Crew hat nun einiges vor. Denn bisher ist noch nicht einmal eine Bleibe für das Institut gefunden. Ob ein neues Haus hermuss, oder ein bestehendes genutzt werden kann, ist offen. Fest steht wohl nur, dass der Bau und Betrieb in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit vorbildhaft sein sollen, so Roths Prämisse. Auch was die Aufgaben angeht, werden an diesem Vormittag einige Ideen umrissen. NRW-Kulturministerin Ina Brandes stellt heraus, dass es sich um eine wissenschaftliche Einrichtung handele, bestehend aus einem Forschungs- und einem Archivbereich – es sei kein Museum. Susanne Gaensheimer wünscht sich, dass von der Einrichtung neue Impulse für die Restaurierung ausgehen, dass dort Methoden der Archivierung und Zertifizierung von digitaler und analoger Fotografie erforscht und entwickelt werden.
Peter Gorschlüter schließlich spricht in der Vernetzung mit bestehenden Einrichtungen, in ihrer Unterstützung, vielleicht auch in einer koordinierenden Tätigkeit wichtige, sehr sinnvolle Aufgaben des neuen Instituts an. Auch erweitert er endlich ausdrücklich den Radius über die Kunst hinaus: »Wir haben Verantwortung, Bilder zu bewahren und auch Verantwortung für den Umgang mit Bildern – in künstlerischer Hinsicht, aber auch in historischer und gesellschaftspolitischer.« Denn wenn die Bilder verschwänden, dann verschwände ein Stück Geschichte. Darum heißt es handeln. Und sei es nur aus reinem Pragmatismus.