Zugegeben – das Münsterland ist nicht gerade für schroffe Höhenzüge und verschneite Berggipfel bekannt. Sondern eher für ausgedehnte und flache Landschaften. Diese werden in diesem Herbst erneut vom Münsterland Festival mit Konzerten und Ausstellungen bespielt. Dafür hat sich Besuch aus dem Süden angekündigt, das Gastland dieser 11. Festivalausgabe ist diesmal Österreich, dessen frische und junge Kulturszene durchaus ihre traditionellen Wurzeln erkennen lässt. Unter dem Motto »Alpenklänge ohne Höhenmeter« stehen 28 Konzerte mit Jazz, Pop und Klassik auf dem Programm, hinzu kommen zehn Kunstveranstaltungen und vier Exkursionen, die für kulturelle Erlebnisse in rund 30 Städten und Gemeinden des Münsterlandes sorgen sollen.
Das Münsterland Festival bietet dem Publikum auch neue Eindrücke aus (einstigen) Adelssitzen; weit über 100 Schlösser, Herrenhäuser, Klöster, Burgen und Museen dienen als abwechslungsreiche Veranstaltungsorte mit Geschichte. Die angebotenen Exkursionen und Entdeckungsreisen führen etwa nach Havixbeck auf den frisch eingeweihten Lyrikweg auf den Spuren der Annette von Droste-Hülshoff oder auf den Hermannsweg am Rand des Teutoburger Waldes.
Im Kloster Bentlage in Rheine und im Borkener Forum Altes Rathaus wird mit »prINT« das Grafikprojekt des Festivals präsentiert, die Galerie Hovestadt zeigt in Nottuln die audiovisuelle Installation »Soulholes« der Videokünstler*innen Francis Eggert und Sven Stratmann und die Glockenstadt Gescher lädt zu einem Soundwalk. Die Wiener Schriftstellerin und Cartoonistin Stefanie Sargnagel liest in der Pension Schmidt in Münster aus ihrem Buch »Dicht« und das Kloster Bentlage wird zum Spielort der münsterländisch-österreichischen Tanzproduktion »Anatomie der Sehnsucht / Anatomie der Peinlichkeit« von Marie Steiner und Alexandra Rauh.
Die Donauwellenreiter eröffnen das Festival im Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde musikalisch. Das Wiener Quartett spielt minimalistischen Kammerpop und schafft eine lässig-elegante Mischung aus Jazz, Pop und Kammermusik. Die österreichische Sängerin und Songwriterin AVEC will mit ihren einprägsamen und emotionalen Liedern das Theater Münster aufmischen. Ihre Single »Under Water« war in Österreich ganz oben in den Charts und erhielt Goldstatus, zudem hagelte es Auszeichnungen für die Sängerin wie den Amadeus Award, den Music Moves Europe Talent Award und den Hubert von Goisern Kulturpreis. In Münster wird sie von Andreas Häuserer (E-Gitarre, Piano), Thomas Gieferl (Schlagzeug, Percussion) und Ross Stanciu am Bass begleitet.
Die Avantgarde-Pop-Band 5K HD kommt mit der Sängerin Mira Lu Kovacs ins LWL-Museum für Kunst und Kultur nach Münster. Im Gepäck haben sie eine Mischung aus Elektronik, Pop und Jazz, die mal brachial, mal zerbrechlich und dann wieder verspielt klingt und ganz ohne Laptop auskommt. Die Band bricht dabei mit den tradierten Rollen ihrer Instrumente, lässt etwa den Bass die Klänge spielen, die normalerweise vom Keyboard kommen, oder verteilt die Fingerfolgen einer Klavierkomposition auf andere Instrumente.
Abstrakter wird es auf der Burg Vischering in Lüdinghausen – dort präsentiert der Handpan-Spieler und Komponist Manu Delago sein erstes, audiovisuelles Solo-Programm. Manu Delago hat schon mehrere Tourneen mit internationalen Stars wie Björk hinter sich, sein Berg-und Musikfilm »Parasol Peak« erhielt mehrere Preise, dazu kommt eine Emmy-Nominierung. Bei ihm verschmelzen die traditionellen Percussion-Instrumente, darunter auch sein Blechklanginstrument Handpan, mit elektronischen Beats und Klängen aus seiner Umwelt zu einem Mix aus Elektronik und Neoklassik.
Mit Wolfgang Muthspiel und Thomas Gansch treffen zwei Musiker im Kulturzentrum GBS in Greven aufeinander. Der Gitarrist Muthspiel legt mit sanften und intensiven Jazzklängen viel Gefühl in seine Musik, Thomas Gansch ist einer der beliebtesten Trompeter Österreichs. Zusammen bringen sie schnelle Melodien, rasantes Trompetenspiel und jede Menge Entertainment ins Münsterland. Klassischer wird es in der Draiflessen Collection in Mettingen, wo sich das Sinfonieorchester Münster unter GMD Golo Berg Beethovens »Eroica« widmet und zudem Werke zeitgenössischer Komponisten aus Österreich spielt.
Den Abschluss des Festivals bestreiten die österreichischen Shootingstars Shake Stew auf der Burg Vischering, die 2021 mit dem Deutschen Jazzpreis in der Kategorie »Band des Jahres International« ausgezeichnet wurden. Die Band um den Bassisten und Komponisten Lukas Kranzelbinder verbreitet bei ihren Konzerten eine mystische Atmosphäre mit zwei Schlagzeugen, zwei Bässen und drei Bläsern. Eine echte Klangreise eben, von Österreich bis ins Münsterland.
8. Oktober bis 6. November 2021, www.muensterland-festival.de