TEXT: KATJA BEHRENS UND STEFANIE STADEL
Konrad Fischer, Düsseldorf und Berlin
Tony Cragg wird sich bei Konrad Fischer mit kleinformatigen Arbeiten in Bronze und Eisenguss präsentieren. Zum ersten Mal an der Seite seiner Frau, Tatjana Valsang, die jahrzehntelang im Verborgenen gemalt hat. Bei ihrem ersten Art-Cologne-Auftritt will sie neue Arbeiten in Acryl zeigen. Meist legt Valsang ihre Gemälde in vielen mehr oder weniger durchscheinenden Farbschichten an. Sie sind groß, leicht und gegenstandslos – doch können sie allerlei Assoziationen wecken, lassen etwa an Blätter, Blüten, Muscheln, Höhlen, Unterwasserwelten denken. Außerdem wird man am Stand von Konrad Fischer auf ein paar alte Größen aus dem Galerie-Programm treffen. Gilbert & George etwa, Sol LeWitt, Carl Andre, Bernd und Hilla Becher. Von Thomas Ruff soll es Neues aus der »m.a.r.s.«-Serie geben, für die der Künstler auf Satellitenfotos der NASA zurückgreift. Gregor Schneider wird mit Fotografien seines aktuellen Projekts im indischen Kolkata vertreten sein. Er hat dort eine Straße aus seinem Heimatort Mönchengladbach-Rheydt nachgebaut – allerdings in vertikaler Form.
Leo König, New York
Als Anziehungspunkt am Stand des New Yorker Galeristen wird sich Hans Peter Feldmanns »Schattenspiel« sicherlich gut machen. Mancher kennt solche Arbeiten aus der Kunsthalle Düsseldorf, die Feldmann 2010 eine größere Werkschau ausgerichtet hat. Auch dort drehten sich seine mit Blechspielzeug und allerlei Fundstücken ausgerüsteten Karussells und warfen zauberhaft-gespenstische Schatten an die Wand. Außerdem will König Zeichnungen der für ihre figurative Malerei bekannten Nicole Eisenman mitbringen. Seit den 90er Jahren fällt die in New York lebende Künstlerin mit ihren figurativen Bildern auf, in denen sie mit allen möglichen Stil- und Kompositionselementen aus der Kunstgeschichte spielt – von der Renaissance bis zur Moderne. Daneben wird man an Königs Stand auf frühe Bilder des Düsseldorfer Beuys-Schülers und Malewitch-Bewunderers Imi Knoebel treffen.
Galerie Buchholz, Köln und Berlin
Buchholz kündigt unter anderen zwei Kölner Künstlerinnen-Stars und Documenta-Teilnehmerinnen an, die mit neueren Arbeiten aufwarten wollen: Die eine, Cosima von Bonin, ist bekannt für ihre riesigen Plüschwesen; parallel zur Messe bevölkern sie auch den Oberlichtsaal des Museum Ludwig, wo die Künstlerin eine multimedial angereicherte Großinstallation eingerichtet hat. Die andere prominente Kollegin, Isa Genzken, wird bei Buchholz ein erst in den letzten Monaten entstandenes Objekt aus aufgetürmten Holzkisten zeigen – nach bekannter Manier angereichert mit einem bunten Allerlei aus Zimmerpflanzen und Comic-Ente.
Van Horn, Düsseldorf
Mit drei Düsseldorfer Akademie-Absolventen will Van Horn den Stand bestücken – allesamt um 1970 geboren. Markus Karstieß, Bildhauer und Kounellis-Schüler, soll drei lange, schlanke Keramik-Stelen an Ketten unter die Decke hängen. Jens Ullrich, der bei Gerhard Merz studierte, hat sich auf das Medium der Collage spezialisiert. Bevorzugt benutzt er Zeitungs- und Katalogabbilder, die sich in seinen Arbeiten oft mit selbstentworfenen Elementen mischen. Daneben steht Aufsteiger Jan Albers auf Van Horns Messe-Programm. In seinen nicht selten mit einigem Kraftaufwand geschaffenen Bild-Objekten verbaut der Künstler neben zerschnittenen oder perforierten Papieren auch schwere Materialien wie Metall und Keramik. Während die Langen Foundation ab 15. April in einer größeren Einzelausstellung Albers’ Werk der letzten drei Jahre überblickt, will Van Horn bei der Art Cologne ganz frische Arbeiten bieten.
Petra Rinck Galerie, Düsseldorf
In den Mühlen ihres Bürojobs gefangen, begann Marsha Cotrell irgendwann, Texte in seine grafischen Grundelemente zu zerlegen und die typografischen Kleinstzeichen wie Punkte, Kommata, Klammern in Zeichnungen zu verwandeln. Geschichtet, verwischt, verschoben werden ihre Ausdrucke zu sphärisch vibrierenden Anordnungen, dicht und tief. Eine poetische Technologiekritik. Auf der Messe wird Petra Rinck neue Werke von Cotrell zusammen mit einer großen Arbeit von Guy Bar-Amotz zeigen, die ein zersägtes Klavier mit Robotermechanik und Sprache/Sound zusammenbindet. Außerdem: Lothar Götz’ abstrakt-bunte Geometrien sowie Skulpturen von Tolia Astali und Dylan Peirce.
Galerie Sprüth Magers, Berlin + London
Sterling Ruby wird bei Sprüth Magers ein großes Stoffbild aus seiner neuen Werkgruppe zeigen, eine Art genähte Collage. Außerdem eine seiner expressionistischen Keramikarbeiten, die in ihrer wilden und scheinbar laienhaften Machart das strenge Reinheitsgebot der Minimal Art konterkarieren. Die großen »Auffangbecken« dienen ihm dazu, sich der Reste seiner künstlerischen Produktion zu entledigen: Ein sehr handfestes und gleichzeitig symbolisches Objekt. Außerdem bringt Sprüth Magers neue Inkjet-Ausdrucke der Serie »Assembly Instructions« von Alexandre Singh mit, jene collageartigen Zusammenschnitte, in denen jeweils verschiedene Facetten eines Themas zu Assemblagen kombiniert werden. Die Riesenarbeit ist zehn Meter lang, darf aber auch um die Ecke biegen. Dazu bereitet Michail Pirgelis eine Installation mit originalen Flugzeugteilen vor.
KOW Koch Oberhuber Wolff, Berlin
Die Galerie präsentiert die amerikanische Filmkünstlerin Barbara Hammer (Jg. 1939). Sie war eine der ersten, die lesbische Identität, Liebe und Sexualität in ihren Dokumentar- und Experimentalfilmen thematisiert hat. Außerdem vertreten ist Alice Creischer, eine der Schlüsselfiguren politischer Kunst in Deutschland – ihre Arbeiten verknüpft sie oft mit dem kritischen Nachdenken über kuratorische Praxis, verbindet also Kunst und Theorie, Recherche und Debatte. Hinzu kommen Arbeiten des mehrfachen Documenta-Teilnehmers Franz-Erhard Walther, der seit den 60er Jahren nicht das Objekt, sondern die Handlung, die es anregt, ins Zentrum seiner Arbeit stellt.
DEWEER, Otegem
In der Sektion »New Positions« zeigt DEWEER Arbeiten des belgischen Künstlers Michael Aerts. Seine Objekte, Skulpturen, Installationen und Zeichnungen sind zumeist in einem sozio-kulturellen historischen Kontext verankert und setzen sich mit den Symbolen und Formen mittelalterlicher Kunst und Architektur auseinander. Immer wieder lassen sich bei Aerts Rückgriffe auf die Tradition des belgischen Surrealismus finden oder auch Bezüge zur herrschaftslegitimierenden Funktion von Symbolen und Bildern.
Art Cologne; Messe Köln; 18. bis 22. April 2012. www.artcologne.de