TEXT: INGO JUKNAT
Bescheiden ist er nicht. »Ich bin unglaublich neugierig«, sagt Duane Michals, »das unterscheidet mich von anderen Fotografen.« Das Zitat stammt aus »The Man Who Invented Himself«. Die Dokumentation feiert beim Duesseldorf Photo Weekend Deutschland-Premiere – zwei Dutzend Museen und Galerien stehen drei Tage lang im Zeichen der Fotografie. »The Man Who…« zeigt einen quirligen Mann Anfang 80, der auf ein langes und einflussreiches Fotografenleben zurückblickt. Michals gilt als enfant terrible seiner Zunft. In den 60er Jahren brach er viele Regeln der Fotografie, die bis dahin als selbstverständlich galten. Während Stars wie Richard Avedon oder Irving Penn berühmte Studioporträts anfertigten, fotografierte Michals Menschen in ihrer eigenen Umgebung. Auch von den Klassikern grenzte er sich ab – wenn es sein musste, mit großen Gesten. So übermalte er teure Originaldrucke von Ansel Adams oder Cartier-Bresson, als Protest gegen ihr vermeintlich naives Weltbild.
»Wer die Realität fotografiert, fotografiert gar nichts«, lautet ein bekannter Satz von Michals. Ihm geht es eher um die Geschichten hinter den Bildern. Berühmt wurden seine Serienmotive, die wie entschleunigte Daumenkinos wirken. Die einzelnen Fotos sind häufig beschriftet, die Text-Bild-Kombination ist ein Markenzeichen des 82-jährigen. Zur Premiere seiner Dokumentation reist Michals nach Deutschland. Er kommt auch, um eine Retrospektive seiner Werke zu eröffnen. Die Ausstellung im NRW-Forum vereint Werke aus 60 Jahren. Sie wird im Rahmen des Duesseldorf Photo Weekends eröffnet.
Der große Bilderreigen findet zum dritten Mal statt. Zwei Dutzend Museen und Galerien nehmen daran teil. Zentrum ist das NRW-Forum. Dort werden nicht nur die Bilder von Duane Michals gezeigt, sondern auch Werke aus der Sammlung der DZ Bank. Das Frankfurter Geldinstitut hat in den letzten Jahren eine der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Fotografien in Deutschland aufgebaut. In Düsseldorf ist ein Querschnitt zu sehen, der sich mit dem Thema Heimat befasst. Zu den Blockbustern am Photo Weekend zählt auch die (schon länger laufende) Werkschau von Candida Höfer im Museum Kunstpalast. Das Polnische Institut wiederum zeigt mit Jerzy Lewczyński einen anderen Fotografen, der zumindest in seiner Heimat den Rang eines Großmeisters hat.
Um den Nachwuchs geht es beim sogenannten Portfolio Review im NRW-Forum. Dieser Wettbewerb bietet jungen Fotografen aus aller Welt die Gelegenheit, ihre Arbeiten einer professionellen Jury zu präsentieren. Was nicht heißt, dass alle anderen außen vor bleiben. Die Beratungen der Juroren sind öffentlich. Sämtliche Werke werden in einer fortlaufenden Beamer-Show präsentiert. Insgesamt nehmen 25 junge Künstler am Wettbewerb teil. Wer lieber mit Gedrucktem arbeitet, schaut im »Magazin Salon«, gleich nebenan, vorbei. Hier liegen hochwertige Fotografie-Magazine aus aller Welt aus. Passend zum jungen Publikum des Museums klingt der Tag des Portfolio Review mit einer großen Party aus.
Ein Gefühl von »Titanic«-Ballsaal dürfte zurückbleiben. Für das NRW-Forum ist das Duesseldorf Photo Weekend ein vorerst letzter Höhepunkt. Das »frischste Museum Deutschlands« (Welt am Sonntag) schließt ab März. Weitere Nutzung: bis dato ungeklärt.
Duesseldorf Photo Weekend, 31. Januar bis 2. Februar 2014. www.duesseldorfphotoweekend.de