TEXT: STEFANIE STADEL
Fotografie und Düsseldorf – seit über 30 Jahren sind sie ein schönes Paar, als die Akademie die erste Professur für Fotografie an einer deutschen Hochschule einrichtete und mit Bernd Becher besetzte. Jahrzehntelang bildeten die Bechers Fotografen aus, die als »Düsseldorfer Fotoschule« Kunstgeschichte schrieben und bis heute die Hitlisten anführen. Fotografie und Düsseldorf – im zweiten »Düsseldorf Photo Weekend« Anfang Februar frischt man die alte Liebe nun erneut auf, mit rund 30 Ausstellungen in Galerien und anderen Ausstellungshäusern.
Verantwortlich zeichnen, wie schon im vergangenen Jahr, die Galeristin Clara Maria Sels sowie Werner Lippert vom NRW-Forum, wo das Weekend am Abend des 1. Februar startet. Und zwar mit der Eröffnung einer großen Bryan Adams-Schau – der Rock-Sänger ist nämlich auch ein Porträtfotograf, der gerne Promi-Kollegen ablichtet und dabei offenbar gut von seinen Celebrity-Kontakten profitiert: Mick Jagger und Michael Jackson saßen ihm Modell, Victoria Beckham oder Amy Winehouse.
Am nächsten Tag könnte es weiter zum Galerienhaus in der Postraße gehen. Zur Galerie Rupert Pfab, wo der junge Schweizer Beni Bischof sich austobt. »Fotograf« ist er nur bedingt, zeichnet, malt, collagiert, montiert er doch dazu. Die Arbeiten bei Pfab sind Rückgriffe auf und Bearbeitungen von vorhandenen Fotografien: Werbeaufnahmen oder Illustrierten-Bilder. Deren schönen Schein liebt es Bischof zu zerstören, so versteckt sich etwa die Titelheldin der Vogue hinter einem Haufen Zeitungsfetzen, die wie ein Schwall Erbrochenes aus ihrem Mund zu quellen scheinen.
Ein anderer Wind weht bei Clara Maria Sels, die zum Photo Weekend den Amerikaner Duane Michals mit Arbeiten aus vier Jahrzehnten präsentiert. Darunter die Serie »Things are Queer« – ein subtiles, beinahe surreales Verwirrspiel um Größenverhältnisse und das Bild im Bild. Aber auch aktuelle Arbeiten Michals’ sind zu sehen: Neuerdings übermalt der 81-Jährige alte Fotoplatten. Meist sind es nur wenige bunte Striche oder Formen, die er über die Motive legt, was dem Ganzen einen geheimnisvollen Anstrich gibt.
Fest in ihrer Zeit – den 60er und 70er Jahren – sind dagegen die Modefotos von Mark Mender verankert. Für Van Horn hat der 79-Jährige seine Archive geöffnet: reichlich Stoff für eine erste Einzelausstellung, die an jeder Ecke den Geist der »Generation Bond« durchblicken lässt. Mit qualmenden Männern und trotzigen Frauen, die ihr Outfit im haarscharf abgestimmten Ambiente zur Schau tragen: Das warme Winterkostüm auf einer Schneeraupe in Alaska, die sommerliche Kombination zwischen ägyptischen Pyramiden.
Zurück ins Hier und Jetzt führt die Galerie Conrads mit der Düsseldorfer Künstlerin Anna Vogel, die erst kürzlich ihr Studium an der Akademie als Meisterschülerin von Andreas Gursky abgeschlossen hat und nun ihr erstes Solo gibt. Oft sind es eigene Fotos, die Vogel zum Ausgangspunkt nimmt – die sie bemalt, zerschneidet, mit befremdlichen Elementen überklebt. Die Bergbahn verschwindet hinter abstrakten Formen, Finger ohne Hand drehen Kekse auf einem Teller, und über die Straße im Gebirge hat sich ein rätselhafter gelber Nebel gelegt.
Düsseldorf und Foto – die alte Liaison wird nach diesem Wochenende nicht gleich wieder in tiefen Schlaf fallen: Die meisten Ausstellungen des Photo Weekend laufen noch die nächsten Wochen über. Und ab März gastiert schon Wolfgang Tillmans in der Kunstsammlung NRW.
Düsseldorf Photo Weekend: 2. u. 3. Februar 2013. Die Ausstellungen haben danach unterschiedliche Laufzeiten. www.duesseldorfphotoweekend.de