Kultur soll doch bitte niedrigschwellig sein. Doch das Bild bleibt das gleiche: Auch wenn Adornos strikte Trennung von U- und E-Kultur längst passé sein sollte, verschanzen sich traditionelle Theaterproduktionen, Tanz und klassische Musik immer noch viel zu oft in opulente Bühnenhäuser. Dass das auch anders geht, beweist das Düsseldorf Festival, das seit 1991 Theater, Musik und Tanz an ungewöhnlichen Orten wie diesmal auf dem Skydeck des Hochhauses Sign, im Kunstverein »Kuh«, im Foyer der Deutschen Bundesbank oder im Haus der Universität präsentiert.
Wie wär’s mit einem besonderen Appetizer? Los geht’s mit dem schwedischen Circus Cirkör und seinem »Knitting Peace«. Wer dabei aber nun an jonglierende Clowns und dressierte Tiger denkt, liegt falsch. Zeitgenössischer Zirkus verbindet Performance, Tanz und Kunst mit traditionellen Artistikelementen, erzählt Geschichten und verhandelt gesellschaftliche Fragen. So ist auch das »Knitting Peace« nicht nur ein akrobatisches Schauspiel, sondern auch eher ein Manifest, eine Performance aus feinem Garn und dicken Seilen.
Der Circus Cikör steht emblematisch für das Düsseldorf Festival, das schließlich nicht nur stilecht im Theaterzelt stattfindet. Neben weiteren Zirkus-Performances der kanadischen Kompanie Les 7 doigts reicht das Programm über Urban Dance Projekte mit Choreograf*innen wie Kader Attou oder Mohammed Kaltuk bis hin zu klassischer Musik. So spielt die Johanniskantorei und das Düsseldorf Festival Orchestra Haydns »Schöpfung« unter der Leitung von Wolfgang Abendroth sowie Sophie Klussmann (Sopran), Christian Sturm (Tenor) und Thilo Dahlmann (Bass). Barockmusik wird von der Harfenistin Margret Köll mit modernen, zeitgenössischen Klängen verwoben. Stammgäste sind Matthias Brandt und Jens Thomas, die diesmal mit »Die Bergwerke zu Falun« eine Wort-Musik-Collage aus den Elixieren des E.T.A. Hoffmann präsentieren. Genauso wie das Theaterkollektiv Pièrre.Vers, das mit »Dunkeldorf« an den Wehrhahn-Anschlag vor 23 Jahren erinnert. Zu einem schrägen Stadtrundgang lädt der australische Spaßvogel Guru Dudu ein, der sein Publikum auf seinem Weg durch Düsseldorf mit Bluetooth-Kopfhörern und amüsanten Kommentaren versorgt.
Schließlich steht das ukrainische Ensemble DakhaBrakha auf dem Programm, das alte ukrainische, osteuropäische und westasiatische Volkslied-Motive mit Popmusik vermischt und Tradition und Moderne in Einklang bringt. Als dezidiert politische Band spenden DakhaBrakha den Erlös des Merchandises an gemeinnützige Organisationen in der Ukraine. Es ist angerichtet!
6. bis 25. September